Die Plitvicer Seen – Malerischer Wasserpark mit Froschgebrüll

Wer - wie ich - mit Karl-May-Filmen aufgewachsen ist, der kennt den Nationalpark Plitvicer Seen vielleicht noch aus "Der Schatz im Silbersee". Bereits seit 1979 gehört er zum UNESCO-Weltkulturerbe und ist trotz Massentourismus unbedingt einen Besuch wert!

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Irgendwann im vorigen Jahrhundert, auf dem Weg zum Familienurlaub nach Griechenland, war ich schon einmal in Plitvice. Ich weiß allerdings kaum noch etwas davon, denn zum einen wollte ich damals eigentlich nicht mehr mit meinen Eltern in den Urlaub fahren (und war entsprechend schlecht gelaunt), zum anderen hatte ich noch keinen richtigen Blick für Naturschönheiten entwickelt (Teenager eben). Heute ist das anders – und ich freue mich auf den Besuch, als wäre es mein erster.

Wie kommen wir zum Park?

Gestern haben wir an der Rezeption des Campingplatzes erfahren, dass es einen (für Campinggäste kostenlosen) Zubringerbus zum Nationalpark gibt. Allerdings fährt der nur zweimal am Tag, nämlich um 9 Uhr morgens zum Park hin und um 17 Uhr wieder zum Campingplatz zurück.

Das passt uns von den Zeiten her überhaupt nicht. Taxis wiederum sind unverhältnismäßig teuer (ca. 15 bis 20 Euro pro Tour, wie uns die Frau an der Rezeption warnend mitteilt), also überlegen wir uns eine andere Taktik. Da der Park nicht allzu weit entfernt ist, wagen wir es ausnahmsweise einmal, ohne volle Motorradkluft zu fahren. Gleich nach dem Frühstück brechen wir auf und düsen in Jeans die wenigen Kilometer über die gut ausgebaute Landstraße zum oberen Eingang. Daran, wie unwohl ich mich dabei fühle, merke ich, wie sehr ich es gewöhnt bin, in voller Schutzkleidung zu fahren. Gut so! Aber man kann auch mal eine Ausnahme machen.

Als wir am Park ankommen, ist noch recht wenig los. Das war nämlich Punkt zwei unserer Idee: Wenn wir möglichst früh vor dem Campingplatzbus losfahren, so können wir vielleicht den größten Besucherschwung vermeiden. Bisher scheint das zu funktionieren.

Es gibt ein großes Parkplatzareal auf der dem Eingang gegenüberliegenden Straßenseite. Dort erleben wir gleich eine schöne Überraschung: Einer der Parkplatzwächter kommt aus seiner Kabine und deutet uns, dass wir mit den Motorrädern an der geschlossenen Schranke vorbeischlängeln sollen. Auf unsere Nachfrage hin erklärt er, dass Motorräder kostenlos parken dürfen. Wie nett!

Wir suchen uns einen Platz unweit des Ausganges und ziehen uns um: Stiefel und Motorradjacken werden in die Koffer gestopft, dafür Sandalen und dünnere Jacken herausgezogen. Nur die Helme haben auf den Motorrädern keinen Platz, doch Marvin hängt seinen einfach an seinen Rucksack und bei mir passt er sogar in den Rucksack hinein. Während wir uns derart vorbereiten, füllt sich der Parkplatz merklich. Auch einige weitere Motorradfahrer gesellen sich zu uns, die ebenfalls an der Schranke vorbei gewunken worden sind. Scheint also zu stimmen, das mit dem „Nichts-Bezahlen“.

Ein fehlgeschlagener Fluchtversuch

Die vielen hinzukommenden Menschen machen uns allerdings etwas nervös und wir beeilen uns, zum Parkeingang zu kommen – wo wir entsetzt auf die dort bereits versammelte Besuchermenge starren. Sogar die obligatorische Mega-Reisegruppe aus Asien ist schon dabei, sich für den Aufbruch um ihren Reiseführer zu scharen. Wir schaffen es gerade noch, an allen vorbei zu huschen und die Eintrittskarten zu ergattern, ehe sich eine Schlange an der Kasse bildet. Allerdings dauert es im Park nicht lange, bis man uns eingeholt hat und wir von Menschen umringt sind. Mist! Von wegen „den größten Besucherschwung vermeiden“.

Doch soviel gleich vorneweg: Das macht nichts! Es gibt zwar nur ein paar wenige Routen, die durch das Gelände führen, streckenweise bewegt man sich richtiggehend im Gänsemarsch und entsprechend langsam über die teils recht schmalen Holzstege, die an Wasserfällen, Felswänden und Seeufern vorbeiführen – aber all das stört den Zauber, mit dem einen diese fantastische Landschaft gefangen nimmt, kaum.

Die anderen Besucher staunen auch nur über so viel Schönheit auf so einem kleinen Fleck Erde – und man fühlt sich ihnen dadurch spontan irgendwie verbunden. Manchmal ist es auch ziemlich unterhaltsam, bei den Verrenkungen für Selfies vor den Wasserfällen zuzusehen. Das gibt dem Besuch noch eine zusätzliche (lustige) Dimension. Je weiter man nach oben kommt, umso mehr verteilen sich die Besucher – und umso häufiger ist man auch mal für einen längeren Streckenabschnitt für sich allein. Von dem großen Andrang sollte man sich also nicht gleich abschrecken lassen.

Doch das alles wissen wir zu Beginn der Tour noch nicht und blicken entsprechend missmutig auf die Menschenmassen, die wie die Wellen einer Flut nach uns auf das Gelände strömen.

Von unten nach oben

Unmittelbar hinter der Kasse findet man ein großes Schild, auf dem verschiedene Routen für die Besichtigung des Parks vorgeschlagen werden (man kann sich die Routen aber auch schon vorab auf der Homepage des Nationalparks ansehen). Wir haben den ganzen Tag Zeit und entscheiden uns daher für die etwas längere Route C. Die ist mit 4 – 6 Stunden angesetzt, acht Kilometer gilt es zu wandern.

Zwischendrin gibt es eine (im Preis inbegriffene) Bootsfahrt auf einem der Seen und einen Teil des Rückweges können wir mit einem (ebenfalls kostenlosen) Panoramazug zurücklegen, heißt es im Programm. Prima, dann machen wir das doch.

Unsere Route führt uns vom untersten Punkt des Nationalparks nach oben bis zum höchsten. Das Wasser kommt uns also sozusagen entgegen. Manche der terrassenartig angeordneten Seen sind recht groß und strahlen eine Ruhe aus, die einen unwillkürlich verstummen lässt, während man daran vorbeiwandert.

Andere wiederum sind eher kleine Becken, die an drei Seiten von steilen Felsen und daran hängenden Wasserpflanzen umgeben sind, durch die dutzende schmale Wasserfälle und -fällchen rinnen, in denen malerisch das Sonnenlicht glitzert. An der vierten Seite steht man selbst, bestaunt das schöne Bild und wundert sich gleichzeitig darüber, wie laut sich Frösche gebärden können, wenn sie nur zahlreich genug sind. Im Ernst, sehen tue ich zwar keinen dieser grünen Rabauken, aber ihr Gequake ist streckenweise so laut, dass man sich nur schreiend unterhalten kann.

Nach ungefähr 1,5 Stunden Wanderung (was in etwa der Hälfte der Strecke entspricht) erreichen wir einen riesigen Rastplatz, auf dem sich ein paar Imbiss-Stände, eine Toilette, viele Sitzgelegenheiten sowie der Bootsanlegesteg befinden. Nebst ungefähr 3.000 weiteren Menschen … nun gut, ganz so viele sind es wohl nicht, aber die Größe der Menge überrascht uns dann doch. Inzwischen haben wir uns zwar daran gewöhnt, dass hier massig Menschen herum laufen, aber so viele? Es ist gerade mal kurz nach zehn!

Nach halber Strecke geht’s auf das Boot

Marvin und ich nutzen die Gelegenheit und gehen aufs Klo, eine längere Pause wollen wir aber nicht machen und Hunger haben wir auch noch keinen. Also ab zum Bootssteg und schnell vorbei an einer amerikanischen Teenagergruppe, deren Mitglieder sich lautstark mit männlichem Imponiergehabe und weiblichem Gekichere gegenseitig aufstacheln. Hoffentlich landen wir nicht zusammen mit denen auf einem Boot …

„Hoffentlich landen wir überhaupt auf einem Boot!“, denke ich unmittelbar danach, als ich auf einem Holzschild lese, dass die Boote nur alle 30 Minuten fahren. Ich überschlage schnell die Anzahl der Köpfe, die von dem soeben angekommenen Schiff steigen, übertrage das auf die Menge der Leute, die noch vor uns in der Schlange steht und schätze, dass wir ungefähr 3 bis 4 Fahrten später endlich selbst einsteigen können. Das wäre also in knapp 2 bis 2,5 Stunden … das darf doch nicht wahr sein!

Doch meine aufkeimende Entrüstung verpufft, als ich nur wenige Minute später ein weiteres Boot ankommen sehe. Und noch ein paar Minuten danach ein drittes. Die Zahlen auf dem Schild kann man also getrost ignorieren, die Dinger fahren sehr viel häufiger! Knapp eine Viertelstunde später werden wir auch schon an Bord gewunken, als eine der letzten für diese Fahrt. Die laute Teenie-Gruppe wird also erst auf das nächste Schiff losgelassen. „Gottseidank“, denke ich egoistisch und habe kurz ein schlechtes Gewissen deswegen. Aber nur kurz.

Die Fahrt über den See dauert nicht lang, ist aber eine willkommene Ruhepause für die doch schon ein bisschen angestrengten Beine. Die Umgebung ist sehr schön, allerdings sieht dieser See eher normal aus – so ganz ohne Wasserfälle, Hängepflanzen und Froschkonzert. Auf der Fahrt ans andere Ufer kommen uns gleich mehrere der anderen Boote entgegen, alle voll besetzt. Das sind anscheinend die Besucher, die die Tour vom südlichen Eingang aus machen – also die Terrassen von oben nach unten bewandern.

Ich könnte nicht sagen, welche Richtung die empfehlenswertere ist – oder ob es hier überhaupt große Unterschiede gibt. Unsere Route ist auf alle Fälle sehr schön und wir sind zufrieden mit unserer Wahl. Auch die zweite Hälfte des Weges ist wundervoll – allerdings nun deutlich weniger bevölkert. Viele wählen anscheinend die gleiche Richtung und von vorneherein eine kürzere Strecke, machen länger Pause oder sind einfach langsamer als wir.

Als wir nach knapp 3 Stunden Wanderung dann schließlich am oberen Ende ankommen, sind wir angenehm erschöpft und unsere Gehirne quellen fast über von so vielen Eindrücken. Auch sind wir inzwischen ganz schön hungrig, doch die einzige Imbissbude hier oben hat soeben Mittagspause. Grmpf.

Also marschieren wir mit knurrenden Mägen weiter zum „Busbahnhof“. Bei dem angekündigten Panoramazug handelt es sich um einen geländegängigen Minibus mit zwei Anhängern. Getreu meinem Motto „Traue keinem Fahrzeug, das du nicht selbst lenkst!“ beäuge ich das Teil und entscheide schließlich, dass der Bus selbst der sicherste Platz zu sein scheint (falls die Anhänger von den steilen Straßen stürzen sollten, können wir uns durch Abkoppeln derselben vielleicht noch retten). Unter Missachtung von Marvins Protesten bestehe ich darauf, dort einzusteigen, auch wenn wegen der Fahrerkabine die Sicht nach vorne ein wenig versperrt ist. Zum Ausgleich überlasse ich Marvin den Fensterplatz. Während der dann folgenden Fahrt bin ich sowieso heilfroh, nicht direkt am Fenster zu sitzen. Die Straße ist sehr schmal und kurvig und führt ziemlich weit oben am Hang entlang. Die Aussicht ist von meinem Platz aus schon angsterregend genug – da muss ich nicht auch noch direkt in den Abgrund blicken können.

Ich bin ziemlich erleichtert (lasse es mir aber nicht anmerken), als wir endlich wieder aussteigen dürfen. Ganz bis zum Eingang zurück fährt der Bus nicht, ein Stückchen muss man noch laufen. Aber zuerst gönnen wir uns einen kleinen Snack – der allerdings eher mittelmäßig schmeckt. Mein Strudel ist offensichtlich Fabrikware. Was soll’s, der Hunger drückt es rein. Und immerhin ist es nicht allzu überteuert.

Der letzte Kilometer bietet noch einmal ein fantastisches Panorama. Diesmal von weit oben, weshalb wir ein gutes Stück des von uns zurückgelegten Weges nun in der Draufsicht bewundern können. Dieses Fleckchen Erde ist wirklich außergewöhnlich und ich kann den Besuch des Nationalparks jedem nur ans Herz legen.

Trotzdem sind wir nicht unglücklich, als wir schließlich wieder am Eingang ankommen. Wir kaufen noch schnell unseren obligatorischen Kühlschrankmagneten, dann schlurfen wir müde zu den Mopeds, ziehen uns um und fahren zurück zum Zelt. Den Rest des Nachmittages verbringen wir mit Faulenzen und Vorfreude auf morgen, denn da geht es endlich an die berühmte kroatische Meeresküste!