Auf vier Rädern

Im Laufe unser beider Motorradleben haben wir uns von so manchem Zweirad in die Schlacht tragen lassen, jedoch können wir heute eines mit Gewissheit sagen: Nie haben wir uns wohler gefühlt als auf unseren derzeitigen Motorrädern: Marvins F 800 GS und Anjas G 650 GS von BMW. Beides relativ moderne Bikes, die als sogenannte „Reiseenduros“ speziell für lange Tagestouren mit viel Gepäck ausgelegt sind und dabei eine unheimlich gute Figur machen. Auf dieser Seite wollen wir euch ein wenig über unsere Erfahrungen mit beiden Bikes berichten.

Die BMW F 800 GS von Marvin

Ich habe mir meine F 800 GS im Jahre 2011 nach langem Planen und wenig Hadern zugelegt. Größer als die für mich arg kleinen 650ccm-Varianten, aber trotzdem agiler als Pottwale der 1200er Serie schien die F 800 GS als rebellischer, explosiver Mix aus Kraft und Tempo wie für mich geschaffen.

1. SW Motech Handprotektoren 5. Doppelte Scheibenbremsen vorne
2. LED Blinker (stylisch!) 6. SW Motech Sturzbügel
3. Hochkanter Zweizylinder statt Boxer 7. Stabiler Hauptständer
4. (Bequemere) Touratech-Sitzbank 8. Halterung für Touratech-Koffer

Zum Motorrad selbst: Was bei der F 800 GS sofort auffällt, ist die Höhe. Mit 88 cm Sitzhöhe muss man beim Aufschwingen aufs Bike schon etwas Beweglichkeit mitbringen. Selbst mit meinen 183 cm Körpergröße komme ich bei Ampeln mit den Füßen schwerlich fest auf den Boden. Man könnte meinen, dass das in Kombination mit einem vollgetankten Gewicht von 215 kg zum Problem werden kann, jedoch sorgt die ungewöhnlich Lage des Tanks unter dem Sitz für einen komfortabel niedrigen Schwerpunkt. Dementsprechend stabil fährt sich die GS bei jedweder Geschwindigkeit und kann auch für den ein oder andere Offroad-Abstecher herhalten – entsprechende Reifen vorausgesetzt. In Punkto Leistung spricht das Bike fantastisch auf jedes Zucken des Gasgriffs an und entfaltet seine 87 PS vor allem in den höheren Drehzahlbereichen. Der Benzinverbrauch ist dabei mit ca. 3,5 l/100 km im Schnitt trotzdem sehr bescheiden.

Hört sich fast zu gut an, oder? Wo sind denn die Mankos? Tatsächlich fällt mir spontan nur eines ein: Die Sitzbank ist wenig großzügig dimensioniert und kann durch die schmalen Ausmaße gerade auf längeren Touren zur Hinterngeißel werden. Wen das aber bedeutend stört (wie mich zum Beispiel), dem stehen glücklicherweise viele Alternativsitzbänke von Drittherstellern zur Verfügung.

Kurzum: Die F 800 GS scheint mir in vielerlei Hinsicht wie die eierlegende Wollmilchsau – ein Bike, dass sich in jeder Lage und für jeden Zweck gut anfühlt. Egal ob Autobahn, kurvige Bergpässe oder schlaglochreiche Feldwege – wer statt der wuchtigen Tourenbikes eine gesunde mittelgroße Alternative für Langstreckentouren sucht, kann mit der F 800 GS nichts falsch machen.

 

Die BMW G 650 GS von Anja

Im Laufe meines Motorradfahrerinnen-Lebens (das inzwischen ja doch schon über 35 Jahre währt – die Zeit der Mofas eingeschlossen) konnte ich drei „richtige“ Motorräder mein Eigen nennen: eine XT 600 von Yamaha, eine F 650 ST von BMW und aktuell, seit 2014, die G 650 GS, ebenfalls von BMW.

Sowohl die XT als auch die F 650 bin ich sehr gerne gefahren, allerdings hatten beide so ihre Schwachstellen. Die XT war z.B. etwas zu leicht und hoch (eben keine Reiseenduro), weshalb Autobahnfahrten oder Fahrten über flaches Land bei Wind damit schnell ziemlich unangenehm wurden. Die F 650 ST wiederum war etwas sperrig – und an die hohen Drehzahlen, die notwendig waren, damit die Maschine halbwegs rund läuft (mindestens 3000) habe ich mich nie richtig gewöhnt.

Die G 650 GS hingegen war Liebe auf den ersten Kilometer: Es dauerte keine drei Minuten, dann war mir das Motorrad schon so vertraut, als wäre ich niemals auf einem anderen gesessen.

Die GS ist wendig, spritzig, tuckert, wenn man das möchte, flitzt, wenn es nötig ist, ist unglaublich handlich, verzeiht auch mal Schaltfehler und fährt sich bequem in nahezu jeder Situation.

Nahezu … denn jetzt komme ich auch gleich zu dem meiner Meinung nach einzigen Manko der Maschine:
Bei meinen 1,78 m Körpergröße ist die Sitzposition auf der G 650 GS etwas problematisch. Man sitzt sehr weit vorne, was sich prinzipiell gut anfühlt, wodurch jedoch der Kniewinkel etwas zu klein ist. Das führt (allerdings nur auf sehr langen Streckenabschnitten, in denen man die Füße nicht absetzen kann) gelegentlich zu Knieschmerzen (jedenfalls bei mir), ansonsten fällt es nicht auf.
Trotzdem habe ich mir nun einen anderen Sattel gekauft (auch weil mein alter Sattel nach der Diebstahlsaktion in Schottland ein Loch hatte). Der neue Sattel ist zwar grundsätzlich nicht viel höher, hat aber eine weniger ausgeprägte Sitzmulde, so dass man beim Fahren auch mal weiter nach hinten, in eine für die Knie entlastende Position rutschen kann. Ich bin gespannt, wie sich das bei unserem nächsten Urlaub auswirken wird.

Fazit: Die G 650 GS ist ein wunderbares Motorrad, und zwar auch für die Reise. Gut, sie hat nicht gerade eine hohe Endgeschwindigkeit. Na und? Brauche ich nicht. Falls wir es mal nicht vermeiden können, Autobahn zu fahren, müssen wir eben entsprechend viel Zeit einplanen. Und für das Überholen auf Landstraßen hat sie genügend Kraft, ebenso für den Transport von viel Gepäck. Lediglich zu Zweit möchte ich mit dem Motorrad nicht unterwegs sein, da wäre ein PS-stärkeres Modell wohl doch besser geeignet.

Aber ab Anfang 2017 gibt es die G 650 GS in ihrer bisherigen Form sowieso nicht mehr, sie fiel der Euro-4-Hürde zum Opfer. Schade, denn sie hatte doch in so vielen Bereichen gegenüber ihrer „Schwester“, der F 650 GS, die Nase vorn.