Ein Hoch auf den Monte Grappa

Heute wollen wir bis zum südlichen Zipfel des Gardasees fahren. Doch nicht auf direktem Weg: Wir nehmen einen kleinen, aber äußerst feinen Umweg über den Monte Grappa.

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Nicht nur für Paraglider und Pizzaliebhaber hat das Gebiet rund um Rocca etwas zu bieten, sondern auch für uns Motorradfahrer: Es gibt hier eine sehr schöne Strecke, die direkt über den Monte Grappa führt – und genau die wollen wir heute befahren.

Sofort nach dem Frühstück (Gebäck und Cappuccino, was auch sonst :-)) brechen wir auf. Im Gegensatz zum gestrigen Schnodderwetter verspricht es heute, ein sehr heißer Tag zu werden. Der Himmel ist strahlend blau und die Sicht entsprechend weit – ausgezeichnet!

Über den Monte Grappa

Vom Campingplatz aus fahren wir zuerst ein kleines Stück zurück in die Richtung, aus der wir gestern gekommen sind. Doch nicht weit: Schon nach wenigen Kilometern, bei Caupo, führt rechts die SP 148 auf den Monte Grappa. Diese Straße ist sehr schmal und schlängelt sich gleich zu Beginn in erfreulich engen Serpentinen den Hang hinauf. Oben angekommen geht es etwas flacher weiter, über Almwiesen und durch Wälder, mit grandiosem Ausblick auf die umliegenden Täler und die Po-Ebene. Ein Traum!

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Wir sind nicht allein

Wenn es euch einmal in dieses Gebiet verschlägt, müsst ihr diese Strecke unbedingt ausprobieren. Eine gewisse Vorsicht (und Rücksicht) beim Fahren ist jedoch angebracht. Die Straße wird auch von Wanderern, Radfahrern und Kühen benutzt – wobei erstere häufig mitten auf der Fahrbahn laufen und letztere gerne einmal ihr verdautes Mittagessen auf dem Asphalt hinterlassen. Man sollte also langsam und aufmerksam fahren und lieber ausgiebig die tolle Aussicht genießen. Von der gibt es nämlich eine Menge!

Marvin und ich tuckern langsam über die sanft gewundene Straße und begegnen nur hin und wieder anderen Menschen. Immer wieder bleiben wir stehen, gehen ein paar Schritte, bewundern die Landschaft und sind froh, dass es heute nicht regnet. Im Gegenteil: Langsam fangen wir sogar an zu schwitzen. Als es schließlich auf der anderen Seite des Berges in erneut wunderbar anspruchsvollen Serpentinen herunter bis nach Bassano del Grappa geht, ist es so richtig heiß geworden und wir können es kaum erwarten, dass es nun auf den Landstraßen der Po-Ebene bald schneller vorangehen und uns der Fahrtwind kühlen wird.

Die Po-Ebene – es wird heiß!

Tja. Leider haben wir die Rechnung ohne den italienischen Verkehr gemacht. Es ist wie verhext: Ein paar Kilometer kommen wir flott voran, dann staut es sich aus unerfindlichen Gründen und unsere Motoren (und unsere behelmten Köpfe) drohen überzukochen. Endlich löst sich der Stau – aus ebenso unerfindlichen Gründen – wieder auf, wir jubeln, weil wir glauben, nun geht es weiter, geben Gas … und befinden uns fünf Minuten später erneut im Stau. Grmpf. Vielleicht hätten wir doch die Autobahn nehmen sollen? Nein, Landstraße ist schöner, basta! Oder?

Wenigstens führt uns unser neu erworbenes Navi zuverlässig in die richtige Richtung, so dass mir ein Tobsuchtsanfall wegen der teilweise unmöglichen Beschilderung italienischer Straßen (wie im letzten Jahr) erspart bleibt. Trotzdem leide ich zunehmend unter der Hitze und ertappe mich sogar dabei, mir ein bisschen vom gestrigen Regen herbeizuwünschen.

Italien im August – warum tun wir uns das nur immer wieder an?

Zu allem Überfluss verliert der Vorderreifen meiner BMW Luft. Was er schon länger tut und normalerweise auch kein Problem ist, ich fülle einfach bei jedem Tanken etwas Luft nach und gut. Nicht so heute: Weil bewegliche Gegenstände hier wohl gerne Füße bekommen, finde ich an keiner Tankstelle eine Luftdruckpumpe. Und den Tankwart fragen geht auch nicht: Es ist gerade Mittagszeit und sämtliche Tankstellen an der Landstraße sind verwaist. Auf Autobahn-Tankstellen gibt es sicherlich keine Mittagspausen, dafür aber Luftdruckpumpen!

Endlich am Ziel: Pacengo

Doch trotz dieser Widrigkeiten bleiben wir stur und kämpfen uns tapfer auf der Landstraße weiter gen Westen. Gelohnt hat sich der Verzicht auf die Autobahn allerdings nicht, wie ich zurückblickend zugeben muss: Die Landstraßen sind nicht nur streckenweise überfüllt, sondern auch langweilig zu fahren (weil schnurgerade) und die Umgebung zumeist öde. Daher würde ich für das Durchqueren dieses Gebietes tatsächlich die Autobahn empfehlen – da kommt man wenigstens schnell voran.

Am frühen Nachmittag ist es schließlich geschafft, wir erreichen unser heutiges Ziel: Pacengo, unmittelbar südlich von Lazise. Es erwartet uns eine gute Freundin aus München, die hier ein Grundstück direkt am Gardasee besitzt. Ein wunderschönes Fleckchen Erde, mit einer kleinen Hütte und einer großen Wiese, auf der wir unser Zelt aufschlagen können.

Es sind noch weitere Freunde zu Besuch und so genießen wir den Nachmittag in fröhlicher Runde beim Baden im perfekt temperierten See. Von den anderen erfahren wir, dass für die nächsten Tage Hitzerekorde angesagt sind. Spontan ändern wir unseren ursprünglichen Plan (wir wollten eigentlich am nächsten Tag gleich weiter in die Schweiz fahren) und beschließen stattdessen, zuerst für eine Weile hier am See zu bleiben – mit mehreren Eisdielen und einer der besten Pizzerien Italiens in unmittelbarer Nähe.

Italien im August – herrlich!

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Ohne Namen – dafür mit fantastischer Pizza

Ein Tipp für Pizzaliebhaber:

Im kleinen Hafen von Pacengo gibt es die Pizzeria „Senza Nome“. Diese liegt nicht nur schön (mit Blick direkt auf den See), sondern bietet so ziemlich die besten Pizzen an, die wir je gegessen haben. Und wir haben schon einige probiert 🙂

Routenüberblick

Datum: 16. August 2011
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer
Länge: 187 km, ca. 4 h (für den Monte Grappa sollte man sich Zeit nehmen)
Eindrücke: Der Monte Grappa ist großartig. Die Landstraßen der Po-Ebene sind das eher weniger …