Nach zwei faulen Tagen am Gardasee machen sich die Hummeln in unserem Hintern wieder bemerkbar. Es wird Zeit, das Zelt abzubrechen und weiterzufahren.
Leider hat die extreme Hitze die Alpen noch immer fest im Griff, eine Abkühlung ist nicht in Sicht – und ein schattiger Platz unter Kastanienbäumen in einem Münchner Biergarten besitzt plötzlich enorme Anziehungskraft. Also streichen wir endgültig den Plan, noch einen Abstecher in die Schweiz zu machen, schnappen uns die Karte und überlegen, wie wir auf dem besten Weg wieder zurück in die Heimat kommen.
Sicher könnten wir die insgesamt knapp 400 Kilometer von Pacengo nach München auch an einem Tag fahren, aber mehrere Stunden auf der Autobahn und sämtliche schönen Pässe ignorieren? Nope – so eilig haben wir es jetzt auch wieder nicht. Zudem fällt uns ein, dass es in der Altstadt von Sterzing ein nettes Restaurant gibt – also steht unser heutiges Tagesziel fest.
Uferstraße im Schritttempo
Nach dem Abschied von unseren Freunden machen wir uns auf den Weg. Die Sonne glüht bereits wieder heftig vom Himmel und wir – selbstverständlich in voller Motorrad-Montur – glühen ebenfalls, als wir auf die östliche Uferstraße des Gardasees einbiegen. Hurra, jetzt wird der Fahrtwind uns kühlen, glauben wir, doch erneut gönnt sich der italienische Stau-Teufel einen Spaß mit uns. Irgendwie hat er es dieses Jahr auf uns abgesehen …
Wer diese Strecke kennt, der weiß, dass sich hier eine kleine Ortschaft an die nächste reiht. Und heute – es ist Donnerstag, mitten im August – reiht sich auch ein Auto an das nächste. Natürlich genau in die Richtung, in die wir wollen, die Gegenfahrspur ist frei. Als wir nach einer Stunde noch immer nicht bis nach Bardolino gekommen, dafür aber in unseren Klamotten schon fast gar gekocht sind, geben wir auf. Wir wenden, fahren in wenigen Minuten (grmpf) nach Lazise zurück und nehmen die Landstraße über Pastrengo, Rovereto und Trento nach Bozen.
Freie Fahrt bis Bozen
Auch keine schlechte Wahl, wie wir bald merken. Zwar führt die Straße über weite Strecken parallel zur Autobahn, bewegt sich aber auch immer wieder von dieser weg und ist insgesamt sehr stressfrei und angenehm zu fahren. Durch die vor vielen Jahren eingeführte Geschwindigkeitsbegrenzung (meist 60 km/h) wird sie auch kaum von LKWs benutzt, was uns ebenfalls gefällt.
Irgendwo zwischendrin tanken wir und lassen uns an der Tankstelle auch gleich zwei dieser leckeren Sandwiches mit Schinken und Käse warm machen. Dazu einen Cappuccino und ein kaltes Getränk – passt! Sogar eine Luftdruckpumpe gibt es hier 🙂
Die Zeit bis nach Bozen vergeht wie im Flug, auch wenn unser Navi uns zwischendrin hartnäckig auf einen für den öffentlichen Verkehr gesperrten Feldweg in die Irre führen will. Wir widersetzen uns jedoch und nach einer kurzen Schmoll-Pause zeigt Günni (so heißt unser Navi) uns auch wieder eine akzeptable Route.
Mit Schwung über das Penser Joch
In Bozen verlassen wir die Strecke an der Autobahn und fahren stattdessen quer durch die Stadt, vorbei an Schloss Runkelstein (was für ein Name!) in Richtung Pens. Diesen Weg können wir jedem nur ans Herz legen: Nach einigen Tunneln am Anfang öffnet sich das Tal recht bald und man hat eine wunderbare Aussicht auf die Berge rundherum. Die Straße selbst führt – außer natürlich über das Penser Joch – eigentlich nur zu den hier angesiedelten kleinen Ortschaften, ist daher kaum befahren. Meistens begegnen wir lediglich anderen Motorradfahrern.
Der fahrerische Anspruch ist mäßig. Zwar ist die Straße stellenweise schmal, manchmal ist der Straßenbelag auch brüchig oder verschmutzt, rasen ist also nicht zu empfehlen. Die Strecke ist aber immer gut einsehbar, nie allzu steil und an keiner Stelle in irgendeiner Weise beängstigend. Ein guter Einstieg in das Pässe-Fahren auch für Anfänger.
Oben auf dem Pass selbst sammeln sich – wie üblich – die Motorradfahrer rudelweise. Wir gesellen uns dazu und genießen für eine Weile die tollen Ausblicke. Schließlich steigen wir wieder auf die Mopeds und beschwingt geht es die letzten Kilometer in sanften Serpentinen bergab. Nicht lange danach kommen wir im Tal unmittelbar bei Sterzing an. Jetzt gilt es, eine Unterkunft zu suchen.
Gemütliches Abhängen in Sterzing
Zwar besitzt Sterzing auch einen Campingplatz, aber da wir durch den verkürzten Urlaub etwas Geld gespart haben, beschließen wir, uns ein Hotel zu gönnen. Bereits beim zweiten Versuch haben wir Glück und bekommen ein Zimmer. Und nicht nur das, wir dürfen unsere Motorräder auch sicher und geschützt im privaten Hinterhof des Hotels parken – sehr nett!
Das Zimmer ist gemütlich und plötzlich kommt doch eine gewisse Erschöpfung bei uns durch. Fahren bei großer Hitze ist anstrengender, als man meint. Wir legen uns aufs Bett – nur ein bisschen ausruhen, denken wir – und sind nach wenigen Minuten fest eingeschlafen.
Der Hunger weckt uns am späten Nachmittag. Kein Problem, befinden wir uns doch direkt an der Quelle sehr guten Essens, wie wir von einem früheren Besuch wissen. Nach einer schnellen Dusche marschieren wir voller Vorfreude in die nahegelegene Sterzinger Altstadt – und füllen unsere knurrenden Mägen im Ristorante Kolping, unbedingt empfehlenswert und recht leicht zu finden: Direkt in der Altstadt befindet sich der Durchgang zum Kolpinghaus, in dessen Hof die Tische des Restaurants stehen (Innenräume gibt es natürlich auch).
Wir futtern uns quer durch die halbe Speisekarte, verzichten aber auf einen Nachtisch und gönnen uns später lieber noch eine Portion Eis beim Schlendern durch die schönen Straßen der Altstadt. Ein toller letzter Abend unseres zwar kurzen, aber trotzdem abwechslungsreichen Urlaubs!
Routenüberblick
Datum: 18. August 2011
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer
Länge: 205 km, ca. 3 h
Eindrücke: Eine kurzweilige Strecke mit einem Pass ohne nennenswerte Schwierigkeiten, dafür mit toller Aussicht – gut für Anfänger!