München-Tokyo – Planung und Anreise

Die Reise in das exotischste Land, das wir je besucht haben, startet heute. Mittags geht der Flieger von München nach Helsinki und von dort am Abend ohne Zwischenlandung weiter nach Tokyo, der größten Stadt der Welt. Wir tun es tatsächlich. Wahnsinn!

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Heute geht es los! Ich kann es kaum fassen, dass unsere so lang herbeigesehnte Reise nun endlich Wirklichkeit wird. Unzählige Stunden sind wir vor Google-Maps gesessen, haben Ziele ausgesucht, sie der Route hinzugefügt oder wieder entfernt, hin- und hergeplant, Zug- und/oder Busverbindungen sowie die dazugehörigen Fahrzeiten ausgekundschaftet und unsere Reiseplanung immer mehr verfeinert, bis wir endlich das Gefühl hatten, die uns zur Verfügung stehenden drei Wochen optimal ausgestaltet zu haben.

Maximale Vorbereitung

Als das Grundgerüst unserer Reise feststand und Corona es endlich zugelassen hat, ging es an die Auswahl der Fluglinie.

Bei meiner massiven Flugangst kam nur eine sichere Airline infrage – und die war schnell gefunden: Finnair steht beim Ranking der sichersten Fluggesellschaften in Asien und Europa an zweiter Stelle, bietet Verbindungen ab München an und die Option, vegetarisches Essen als Verpflegung auszuwählen.

Alles Pluspunkte für uns, also haben wir im April 2023 die Flüge München – Tokyo/Haneda und zurück gebucht. Nun stand also auch das genaue Reisedatum fest und unsere Vorbereitungsaktivitäten bekamen neuen Schwung.

Wir schauten gefühlt hunderte von Videos an, in denen uns z.B. die Bedienung der Automaten für die Sitzbuchung im Shinkansen oder das Aufladen der unverzichtbaren Suica Card erklärt wurde.

Bereits Monate vor der Reise haben wir eben jene Suica Cards bestellt – was sich als Glück herausstellte, zum Zeitpunkt unserer Abreise herrschte nämlich Chipmangel und der wiederum führte dazu, dass die Karten rar wurden.

Zwei 1-Monats-Sim-Karten für das Internet in Japan, zwei Rail Pass-Gutscheine und noch eine kleine Menge an Yen lagen ebenfalls schon lange vor dem Flug auf unserem Wohnzimmertisch bereit.

Kein Risiko beim Übernachten

Gleichzeitig ging es an das Buchen der Unterkünfte. Die Ziele der ersten acht Tage waren fest geplant, aber danach war es noch etwas schwammig.

Wir wollen nämlich unbedingt den Shimanami Kaido radeln – eine bekannte Radeltour über die Inseln des Seto-Binnenmeeres – und das ist natürlich wetterabhängig. Daher hatten wir überlegt, von da ab jeweils spontan vor Ort ein Zimmer zu suchen, so dass wir die Radtour gegebenenfalls noch etwas verschieben können.

Beim Buchen der Unterkünfte für den ersten Reiseabschnitt haben wir jedoch bemerkt, dass an unseren Zielorten schon auffällig viele Quartiere ausgebucht waren (und das ein halbes Jahr vor unserem Termin!). Offensichtlich wollen nicht nur wir gleich nach der Wiederöffnung der Grenze ihre Japan-Reise nachholen.

Also haben wir kurzerhand den Zeitpunkt für die Radeltour ebenfalls fixiert (wenn das Wetter dann schlecht sein sollte, haben wir halt Pech gehabt) und gleich alle Unterkünfte der Reise vorgebucht. Das Risiko, vor Ort nur noch extrem teure oder gar keine Übernachtungsmöglichkeit mehr zu finden, war uns einfach zu groß. Zudem hatten wir so die Möglichkeit, wirklich ausgiebig nach schönen, günstigen und/oder irgendwie besonderen Unterkünften zu suchen. Und wir sind hier wirklich oft fündig geworden.

Auf ins Abenteuer!

Jetzt ist es also soweit. Heute Mittag startet die erste Flugetappe von München nach Helsinki. Da Marvin und ich lieber stundenlang an Bahnhöfen oder eben Flughäfen rumsitzen, ehe wir riskieren, etwas zu verpassen, stehen wir bereits um sieben Uhr morgens mit verschwollenen Gesichtern am Pasinger Bahnhof und warten auf die S-Bahn zum Flughafen.

Die uns pünktlich und ohne Verzögerungen eben dorthin bringt. Wo wir dann stundenlang rumsitzen.

Aber genau so wollten wir das ja. Die Zeit vergeht schnell, wir kundschaften alles aus, frühstücken hoffnungslos überteuerte Brezeln und O-Saft und geben dann entspannt unsere dicken Rucksäcke auf, ehe wir uns in den Sicherheitsbereich vorarbeiten.

Der Flug nach Helsinki startet pünktlich und sofort versuchen wir, auf dem vorbeiziehenden Aussichtsberg des Flughafens meinen Sohn und dessen Begleitung zu erkennen. Die beiden sollten nämlich inzwischen dort angekommen sein, um uns zum Abschied zu winken. Aber der Abstand ist zu groß und wir entdecken sie nicht. Allerdings erfahren wir später via WhatsApp, dass sie uns wiederum sehr wohl gesehen und auch eifrig gewinkt haben. So süß 🙂

Zwischenaufenthalt in Helsinki

Der Flug verläuft unspektakulär und dauert zu meiner freudigen Überraschung weniger lang, als ich erwartet habe. Ich habe nämlich übersehen, dass es eine Stunde Zeitunterschied zwischen Deutschland und Finnland gibt^^.

Der Flughafen in Helsinki ist sehr neu und sehr modern ausgestattet. Überall gibt es Imbissbuden, saubere Toiletten und gemütliche Sitzbänke, auf denen man sogar – wenn man möchte – eine Runde schlafen kann. Ich bin viel zu aufgeregt, um an Schlaf zu denken, merke mir das aber für den Rückflug. Da haben wir nämlich mitten in der Nacht einige Stunden Aufenthalt hier. Wir suchen uns ein hübsches Plätzchen neben dem Abfluggate – und warten erneut.

Um 18 Uhr ist es schließlich so weit. Wir dürfen an Bord und unsere Sitzplätze einnehmen. Wir haben uns für zwei Plätze entschieden, bei denen der eine vor sich keinen anderen Sitz hat – also maximale Beinfreiheit und gleichzeitig die Möglichkeit für mich, auf die Toilette zu gehen, ohne den Sitznachbarn am Gang wegscheuchen zu müssen.

Eine schlaflose Nacht im Airbus

Jeder Sitz im Airbus A 350 besitzt einen Monitor, bei dem man nebst anderem Informations- und Unterhaltungsprogramm auch zwischen zwei Außenkameras wählen kann. Die Sicht dieser Kameras ist deutlich besser als jede Fensteraussicht – also ist es im Prinzip unnötig, einen Fensterplatz zu wählen.

Während des 13-stündigen Fluges schaffe ich es nicht, auch nur eine Minute zu schlafen. Trotz (laut Testberichten) bester Nackenstütze (das schal-ähnliche Teil mit eingearbeiteter, angeblich physiologisch korrekter Stütze gibt mir eher das Gefühl, erwürgt zu werden; aber immerhin hält es schön warm), Ohropax und vergleichsweise wenig Turbulenzen (nur einmal, irgendwo über China, gehen die Warnlichter an, wir müssen unsere Gurte anlegen und mein Herz rutscht mir in die Hose… von wo aus es sich erst ein paar Stunden später wieder raustraut) bin ich einfach zu nervös, um mehr als ein unruhiges Dösen hinzubekommen.

Allerdings finde ich das nicht schlimm. Zwischen München und Japan sind sieben Stunden Zeitunterschied, wir müssen also sieben Stunden früher schlafengehen. Und mit einem durchwachten Flug davor sollte das recht einfach möglich sein.

Überhaupt nicht lost in translation

Kurz vor der Landung erwacht auch der Rest des Flugzeuges, die Jalousien dürfen wieder hochgeschoben werden, es gibt Frühstück und die Spannung steigt.

Wir erhaschen tatsächlich einen Blick auf den Fuji (es sollte der einzige bleiben während unseres gesamten Aufenthaltes) und endlich landen wir in Tokyo.

Im Flughafengebäude haben wir ein straffes Programm abzuarbeiten. Die Einreiseformalitäten klappen dank unserer bereits zuhause vorausgefüllten (klar – was auch sonst) Formulare problemlos.

In der Gepäckabholung gibt es eine kleine Aufregung: Nur einer unserer beiden Rucksäcke erscheint halbwegs zügig auf dem Ausgabeband, der andere lässt auf sich warten. Ich bleibe ruhig, weil ich den ersten als meinen Rucksack identifiziere (und in Marvins Rucksack ja deutlich weniger Sachen verstaut sind).

Erst als endlich auch der zweite Rucksack erscheint – als wirklich allerletztes Gepäckstück! – bemerke ich, dass es doch meiner war, der verschollen gewesen ist, und bekomme im Nachhinein noch einen mittleren Schrecken. Gut, dass ich die wichtigsten Gegenstände alle im Handgepäck habe, genau aus diesem Grund!

Glücklich wieder mit unserem Gepäck vereint geht es an die nächsten Aufgaben. Zuerst einmal müssen wir unsere Gutscheine gegen die echten JR Rail Passes eintauschen. Die Schlange vor dem Schalter ist sehr lang, aber es geht recht flott voran. Ungefähr eine Stunde später hat jeder von uns einen nagelneuen Green Pass in der Hand (das sind 1. Klasse-Tickets, die haben wir uns gegönnt), gültig ab heute für die nächsten drei Wochen.

Während der Wartezeit schwärme ich immer wieder aus und mache dabei einen Geldautomaten ausfindig, bei dem ich sicherheitshalber noch schnell zusätzliche 300 Euro in Yen abhebe. Wer weiß denn schon, wann ich auf den nächsten Geldautomaten stoßen werde! (Spoiler: ungefähr fünf Minuten später.)

Mit dem Bargeld füttern wir an einem anderen Automaten gleich unsere beiden Suica Cards, mit denen wir z.B. die U-Bahn in Tokyo und Osaka oder auch Konbini-Einkäufe bargeldlos bezahlen können. Ein ungeheuer nützliches Utensil, von dem wir während der Reise sehr viel Gebrauch machen werden. Zu guter Letzt gelingt es uns noch, auf unseren Handys den Internetzugang in Japan mittels der vorgekauften Sims zu aktivieren.

Jetzt ist alles perfekt und wir marschieren zur nahegelegenen Monorail.

Endlich angekommen!

Erschöpft, aber glücklich sitzen wir in der Einschienenbahn und blicken staunend auf die vorbeiziehende Megacity. Während der jahrelangen Wartezeit auf die Reise habe ich mir genau diese Fahrt sehr oft vorgestellt. Wie sie wohl sein würde?

Nun, einfach nur wunderschön. Wir haben die Anreise geschafft, jetzt liegen drei Wochen Abenteuer vor uns, das Wetter ist herrlich und unsere Freude riesig. Besser kann das Leben kaum sein!

Dank Google-Maps und einer vorbildlichen, auch für Nicht-Japaner verständlichen Beschilderung finden wir den Weg zu unserem Hotel im Stadteil Akasaka ohne nennenswerte Zwischenfälle.

Auch das Einchecken am vollautomatisierten (und mit sprechenden Robotern versehenen) Empfang funktioniert reibungslos und wenige Minuten später können wir unser kleines, aber gemütliches Zimmer beziehen.

Hier werden wir also die nächsten vier Nächte verbringen. Gefällt uns! Wir hatten vorher bereits ausgekundschaftet, dass nur zwei Häuser neben dem Hotel ein Konbini von Seven Eleven zu finden ist. Also duschen wir ausgiebig, tauschen die verschwitzten Klamotten gegen frische und marschieren los, um uns ausreichend mit Essen und Getränken zu versorgen.

Da die Hotelzimmer in Japan üblicherweise über halbwegs geräumige Kühlschränke verfügen (keine Minibars mit Inhalt wie bei uns, sondern echte, leere Kühlschränke), zudem einem Wasserkocher samt Tassen, besorgen wir auch gleich etwas für das morgige Frühstück. Erfreut stellen wir dabei fest, dass im Seven Eleven (und auch in den anderen Konbinis, wie wir später merken) die meisten angebotenen Waren neben der japanischen auch noch eine englische Beschriftung haben. Sehr schön. So wissen wir wenigstens immer, was wir da jetzt gerade kaufen (und ob es vegetarisch ist).

Zurück im Hotel futtern wir ausgiebig, bringen unsere Freunde und Verwandte in Deutschland über die eigens dafür eingerichtete WhatsApp-Gruppe auf den neuesten Stand – und fallen schließlich recht bald in einen tiefen, zufriedenen Schlaf. Pünktlich zur Abendstunde in Tokyo. Die Umstellung unserer inneren Uhr hat also bereits funktioniert.

Überblick

Datum: Samstag, 23. und Sonntag, 24. September 2023
Unterkunft: Henn na Hotel Tokyo Akasaka