Dubrovnik und Lokrum – Game of Thrones hautnah

Wir sind - wie wohl unschwer zu erkennen ist - große Game-of-Thrones-Fans. Doch auch für Reisende, die dieser Serie so überhaupt nichts abgewinnen können, ist Dubrovnik ein lohnenswertes Ziel.

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Heute ist es soweit: Endlich werden wir einige der Originalschauplätze aus einer unserer Lieblingsserien zu Gesicht bekommen! Hätte man mir vor einigen Jahren gesagt, dass ich mich einmal darauf freuen würde, so hätte ich nur verächtlich gelacht.  Normalerweise sind SchauspielerInnen für mich auch nur Menschen wie du und ich, also auch nicht bewundernswerter als z.B. eine Programmiererin oder ein Bäcker.

Einer ungewöhnlich herausragenden Leistung zolle ich allerdings in jeder Sparte Respekt. Und die Verfilmung der Fantasie-Buchserie von George R.R. Martin gehört für mich zum Besten, was das Fernsehen je produziert hat! Ich liebe die Bücher, habe sie bereits zwei Mal verschlungen und bin gerade zum dritten Mal dabei. Häufig sind Verfilmungen ja leider schlechter als ihr literarisches Vorbild, nicht jedoch hier. Mit unglaublicher Liebe zum Detail und fantastisch gecasteten Schauspielern … Moment, was mache ich denn hier? Ich will ja eigentlich über unseren Tag in Dubrovnik berichten und keine Werbung für Game of Thrones machen. Also zurück zum Thema:

Früh aufstehen lohnt sich

Wie auf unseren Reisen üblich, wachen wir kurz nach Morgengrauen auf. Heute soll es im Laufe des Tages einen Wetterumschwung geben, daher halten wir uns auch nicht lange auf dem Campingplatz auf, sondern schieben uns nach dem Anziehen nur schnell einen Schokoriegel zwischen die Zähne und marschieren zur nahe gelegenen Bushaltestelle. Der nächste Bus lässt nicht lange auf sich warten. Die Fahrkarten kauft man direkt beim Fahrer, pro Person kostet eine Fahrt 15 Kuna (etwas über 2 Euro). Auf einem Schild an der Haltestelle steht, man solle das Fahrgeld abgezählt bereithalten, weil der Fahrer nicht wechseln würde. Ich schaue auf den Riesenschein in meiner Hand und gerate kurz in Panik. Der Fahrer nimmt ihn jedoch kommentarlos entgegen und drückt uns die Karten samt Wechselgeld in die Hand (wenn mehr los ist, mag das vielleicht anders aussehen – bestätigen kann ich es aber nicht, denn auf der Rückfahrt waren wir vorgewarnt und hatten das Geld passend).

Nach knapp 15 Minuten Fahrzeit erreicht unser Bus auch schon die Endhaltestelle, direkt an den Mauern der Altstadt. Noch ist es angenehm kühl und die Innenstadt verhältnismäßig leer, also kramen wir unseren selbst gebastelten Reiseführer aus dem Rucksack. Marvin hat darin vor unserer Reise die einzelnen Drehorte samt dazugehöriger Bilder aus der Serie zusammengefasst und deren Lage auf einem kleinen Plan markiert. Um keinen Urheberrechts-Ärger zu bekommen, kann ich diese Bilder hier natürlich nicht veröffentlichen, unsere eigenen Fotos, die wir an den jeweiligen Plätzen geschossen haben, hingegen schon. Fans der Serie werden die Orte sowieso erkennen – und allen anderen wird der Vergleich herzlich egal sein.

Auf den Spuren der Serie

Unser erstes Ziel, Fort Lovrijenac, liegt auf einem hohen Felsen westlich der Altstadt. Von der Bushaltestelle aus können wir die Festung schon sehen, einen Weg dorthin zu finden erweist sich jedoch als gar nicht so leicht. Wir irren ein wenig in den verwinkelten, engen Gassen der Stadt herum, ehe wir endlich ein Hinweisschild entdecken. Einige Treppen später stehen wir dann auch schon vor dem Eingang. Die Tore sind gerade geöffnet worden, wir sind so ziemlich die ersten Besucher heute. Pro Person zahlen wir 50 kn Eintritt (etwas über 7 Euro) – irgendwie schon happig, aber was soll’s. Schön ist es hier allemal und wir erkunden so ziemlich jeden Winkel der Burg (was nicht allzu lange dauert, denn so viele Winkel gibt es nicht… egal, einen wahren Fan kann auch das nicht irritieren).

Schnell finden wir den Platz, an dem Joffreys Namenstag gefilmt wurde, und entdecken auch noch ein, zwei andere Stellen aus der Serie. Es wird deutlich, warum die Filmemacher diesen Ort gewählt haben. Das Gemäuer ist ausgezeichnet erhalten und über die Jahrhunderte anscheinend kaum verändert worden, das Mittelalter atmet aus jeder Fuge. Und der Blick von hier oben ist einfach atemberaubend schön! Auf dem Meer hinter der Altstadt entdecken wir auch gleich Lokrum, die Insel, die wir heute auch noch besuchen wollen. Scheint ja nicht allzu weit entfernt zu sein (nur 630 m laut Wikipedia). Gut so, nach unserem Erlebnis in Bonifacio bin ich ein wenig geschädigt, was längere Bootsausflüge betrifft.

Als wir kurz darauf die Burg wieder verlassen und zum kleinen Hafen westlich der Stadtmauer absteigen (wo unter anderem Myrcellas Abfahrt nach Dorne gefilmt wurde), melden sich sowohl meine Blase als auch mein Magen. Wir beschließen, uns bald mal nach einem nicht allzu teuren Frühstücksrestaurant umzublicken (haben aber wenig Hoffnung, zumindest was das „nicht allzu teuer“ betrifft … denn es ist offensichtlich, dass wir in DEM Touristenziel Kroatiens unterwegs sind).

Unten, im winzigen Hafenrund, entdecken wir schnell bekannte Motive. Marvin wandelt kurz in Kleinfingers Fußstapfen, die obligatorischen Fotos werden gemacht und dann geht es zur Hauptattraktion, der weltberühmten Altstadt von Dubrovnik.

Morgenstund hat Eigelb im Mund

Gleich am Eingangstor (dem Pile Gate) entdecken wir auch schon den nächsten Drehort, sehen gleichzeitig aber auch zahlreiche Reisegruppen, deren Führer ähnliche Bildersammlungen wie wir in den Händen halten und auf die verschiedenen Drehorte deuten.

Wir waren durch unsere Recherchen ja schon vorgewarnt. Durch den Erfolg der Serie hat sich hier eine richtige GoT-Fan-Industrie entwickelt. Erneut sind wir froh, schon so früh gestartet zu sein, denn um diese Uhrzeit sammeln sich die Gruppen erst. Wir huschen schnell an ihnen vorbei und können so die fantastisch erhaltenen Gebäude und Straßen noch ohne Menschenmassen bewundern. Kroatien ist ja grundsätzlich schon gesegnet mit sehr vielen alten Gemäuern – aber die Altstadt von Dubrovnik ist doch etwas ganz Besonderes! Kein Wunder, dass die Touristen zu Tausenden hierher strömen.

Ehe uns diese Strömung einholt, schauen wir, dass wir zum nächsten Zielpunkt weiterkommen: Der Treppe, auf der Cerseis „Walk of Shame“ startet. Abermals sind wir verblüfft, wie stark der Platz den Bildern aus dem Film ähnelt. Viel brauchte in der Nachbearbeitung wirklich nicht verändert zu werden.

Auf dem Weg zurück zur Mitte der Altstadt entdecken wir ein Lokal, das recht gemütlich aussieht. Wir studieren kurz die Speisekarte und sind angenehm überrascht: Eggs Benedict mit je einem heißen und einem kalten Getränk nach Wahl für 80 kn (etwas über 10 Euro)? Das ist nicht so teuer, wie wir erwartet haben. Und in der Tat, die Eier sind wirklich reichhaltig und wohlschmeckend. Ich wähle die Variante mit Schinken, Marvin entscheidet sich für Lachs – und beide sind wir sehr zufrieden. Auch die dazu gereichten Getränke sind keine Alibi-Miniportionen, sondern ganz normaler Kaffee und frischer, leckerer Saft. Zudem ist das Personal aufmerksam und gut gelaunt – insgesamt also absolut empfehlenswert (und kein Vergleich zu unseren eher schlechten Erfahrungen in Trogir)!

Inselbesuch

Als wir mit unserem verspäteten Frühstück fertig sind, hat sich der Touristen-Füllstand der Altstadt merklich erhöht. Auch die Sonne brennt inzwischen deutlich wärmer – es wird Zeit, sich aufs Meer zu begeben! Als wir wenige Minuten später den Hafen erreichen, ist das erste Schiff des Tages Richtung Lokrum gerade im Begriff abzulegen. Doch scheinbar ist heute unser Glückstag, denn der Kartenverkäufer sieht uns kommen und gibt dem Kapitän ein kurzes Handzeichen. Dieser drosselt sofort die Maschinen und wartet, bis wir schnell die Karten gekauft und an Bord gehüpft sind. Super nett!

Nach nur wenigen Minuten Fahrt erreichen wir Lokrum. Auf dem ehemaligen (über tausend Jahre alten) Benediktiner-Klostergelände ließ Erzherzog Maximilian von Habsburg Ende des 19. Jahrhunderts einen Park mit vielen exotischen Pflanzen errichten. Vieles davon ist bis heute erhalten bzw. wurde über die Jahrzehnte noch weiter ausgebaut. Die Umgebung ist wirklich wunderschön und nimmt uns sofort gefangen. Ich lasse hier einfach einmal unsere Bilder sprechen:

Nach ungefähr einer Stunde Wanderung erreichen wir das Museum in der Inselmitte. Es kostet keinen extra Eintritt und führt uns in einem Kellergewölbe mit verschiedenen Multimedia-Angeboten (u.a. stimmungsvollen Video- und Audioproduktionen) sowie anderen Gimmicks (wie einem extra-wackeligen Untergrund) durch die durchaus interessante Geschichte der Insel.

Ein unerwarteter Höhepunkt

Ein Stockwerk höher entdecken wir eine Zusatz-Ausstellung zu Game of Thrones. Auch hier auf der Insel wurden mehrere Szenen gedreht (z.B. die Gartenparty in Qarth) und an den Wänden der Ausstellung hängen einige Monitore, auf denen kurze Videos dazu gezeigt werden. Das absolute Highlight entdecken wir jedoch, als wir völlig ahnungslos um die nächste Ecke schlendern: Vor uns steht er, DER EISERNE THRON! Mir bleibt vor Überraschung die Luft weg. Damit haben wir ja überhaupt nicht gerechnet! Schnell blicken wir uns um. Keine anderen Besucher zu sehen. Mit klopfenden Herzen setzen wir uns abwechseln auf diese tolle Requisite und fotografieren uns hektisch, immer voller Angst, gleich von einem Museumswärter verscheucht zu werden. Erst viel später merken wir, dass es erlaubt ist, sich darauf zu setzen und ein Erinnerungsfoto zu schießen. Grmpf. So ein Mist. Hätten wir das früher gewusst, so hätte ich mir mehr Zeit gelassen und die Bilder von Marvin wären nicht so unscharf geworden.

Egal, so oder so ist es ein tolles Gefühl, den Hintern an derselben Stelle platziert zu haben, an der vorher so viele meiner Serienhelden gesessen sind :-).

Danach kann uns nichts mehr so richtig begeistern. Wir schauen uns zwar noch ein bisschen um, aber langsam ist die Luft raus und eine leichte Erschöpfung macht sich breit. Es sind halt doch extrem viele verschiedene Eindrücke, die es zu verarbeiten gilt. Ursprünglich hatten wir überlegt, vielleicht in einem der Restaurants auf der Insel zu Abend zu essen, aber noch sind wir satt von den Eggs Benedict. Auch legen immer mehr vollgepackte Boote an und wir vermuten, dass die Idylle hier auf der Insel recht bald einer Touristeninvasion weichen wird. Also schlendern wir zurück zum Hafen und nehmen das nächste Schiff zum Festland.

Flucht vor den Massen

Das Meer ist bereits deutlich unruhiger – erste Anzeichen des drohenden Wetterumschwungs – aber noch brennt die Sonne heiß vom wolkenlosen Himmel. Auf dem Boot selbst geht ein erfrischender Wind, doch nur wenige Minuten, nachdem wir wieder in der Altstadt sind, sind wir völlig durchgeschwitzt.

Unsere nächste (und so ziemlich letzte) Drehorte-Station wäre die Altstadtmauer selbst. Insbesondere das Haus der Unsterblichen hätte ich gerne angeschaut. Leider kann man die Mauer jedoch nur insgesamt (nicht nur einzelne Strecken davon) besichtigen – und ist dann auch gezwungen, sie wie eine Einbahnstraße komplett zu begehen. Die Vorstellung, bei dieser Hitze ein, zwei Stunden im Gänsemarsch oben auf der Mauer völlig ohne Schatten entlangzulaufen, ist nicht sehr verlockend – also beschließen wir, es sein zu lassen.

Wir decken uns mit ein paar Eiskugeln ein (die wir in Rekordzeit essen müssen, weil sie sofort anfangen, sich zu verflüssigen), stapfen noch ein wenig durch die inzwischen völlig übervölkerten Gassen der Altstadt und fliehen schließlich zur Bushaltestelle.

Auch der Bus ist gerammelt voll, wir passen nur noch mit Mühe und Not hinein. Meine Platzangst macht sich wieder bemerkbar. Ich versuche krampfhaft, durch die Fensterscheiben des Busses nach draußen zu gucken, und die vielen Leute, zwischen denen wir eingepfercht sind, zu ignorieren. Das gelingt mir nur mäßig, aber zum Glück ist die Fahrt nicht lang und auf den letzten Stationen leert sich der Bus auch ein bisschen, so dass es nicht mehr so schlimm für mich ist.

Wetterumschwung, aber richtig

Als wir aussteigen können, herrscht draußen plötzlich eine völlig andere Stimmung. War es eben noch grell-sonnig und heiß, so ziehen jetzt in blitzartiger Geschwindigkeit bedrohlich dunkle Wolken auf und es kühlt deutlich ab. Wir schaffen es gerade noch trocken zu unserem Zelt, ehe der Regen losgeht. Und was für einer! Immerhin können wir unser Zelt jetzt auch auf Wasserdichtigkeit testen – es ist dicht, und wir sind begeistert! Hier drin ist es sogar bei einem Wolkenbruch trocken und gemütlich. Gegen die hartnäckige Vogelkacke auf dem Zeltdach hilft jedoch auch der starke Regen nicht; die müssen wir am nächsten Tag trotzdem noch abkratzen… aber man kann eben nicht alles haben.

Den Rest des Tages verbringen wir mit Faulenzen. In einer Regenpause marschieren wir zum Supermarkt, um uns mit Knabbereien einzudecken. Dabei erleben wir das erste Mal die berüchtigte Schlüpfrigkeit der kroatischen Straßenbeläge am eigenen Leib: Wenn man auf den doch leicht abschüssigen und durch den Regen nassen Straßen einen gewissen Reibungspunkt mit der Schuhsohle überschreitet, so rutscht der Fuß weg, als würde man auf Seife gleiten. Zweimal haut es mich fast hin – erschreckend! Und ganz schön respekteinflössend. Wir testen auf dem Weg ein wenig herum, ob es nicht irgendeinen Trick gibt, finden aber keinen – außer eben absoluter Vorsichtigkeit.

Naja, hoffentlich ist es morgen bei unserer Weiterreise wieder trocken! Sonst komme ich wahrscheinlich überhaupt nicht vom Fleck …