Geburtstag in Omiš – Eis und Pizza in der Piratenstadt

Heute ist Marvins Geburtstag. Wie üblich wollen wir diesen mit Marvins Lieblingsessen feiern und haben uns dafür ein hübsches Restaurant in Omiš - einem Küstenort direkt unterhalb von Split - ausgesucht.

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In der Nacht dreht das Unwetter noch richtig auf. Es regnet wie verrückt, hinzu kommen Sturmböen, die uns das Fürchten lehren. Doch das Zelt hält brav dicht und auch die im Werbevideo des Zeltherstellers versprochene Windfestigkeit scheint korrekt zu sein, denn die Zeltwand ruckelt zwar immer wieder mal kräftig… aber mehr auch nicht. Irgendwann wird es draußen ruhiger und wir können endlich einschlafen.

Am nächsten Morgen strahlt die Sonne wieder vom Himmel, als wäre nichts gewesen. Heruntergerissene Äste sowie die auf dem Erdboden deutlich sichtbaren Spuren des in der Nacht geflossenen Wassers sprechen jedoch eine andere Sprache.

Ich bin allerdings ganz schön erleichtert, dass es wieder halbwegs trocken ist. Die Erfahrungen mit dem feuchten Asphalt bei unserem Spaziergang gestern haben mir doch ein wenig Angst gemacht. So aber dürfte die Haftung der Küstenstraße beim Fahren kein Problem werden.

Doch die Rutschigkeit bei Nässe ist nicht die einzige Widrigkeit, die Kroatien für Motorradfahrer zu bieten hat. Bei unserem Frühstück vor dem Zelt merken wir nämlich recht schnell, dass es heute nicht nur deutlich kälter ist als gestern, sondern auch immer wieder unversehens eisige und sehr kräftige Windstöße von den Bergen her zum Meer fegen. Die Bora ist da, der berüchtigte kroatische Fallwind! Für die nächsten Tage wird er uns (insbesondere mir) das Fahren ziemlich vermiesen.

Nervtötende Fallwinde

Unser heutiges Ziel ist Omiš, das wir ja schon bei der Herfahrt durchfahren haben. Mangels Alternativen nehmen wir dieselbe Strecke zurück und erwarten hierbei keine großen Überraschungen. Die gibt es auch nicht (selbst an den beiden zu überquerenden Grenzen staut sich der Verkehr genauso wie vor zwei Tagen), aber die Bora nervt mich tierisch!

Ich werde beim Fahren immer zaghafter, denn man kann nie mit Sicherheit vorhersagen, wann einen die nächste Böe von der Seite erwischt. Und hier rede ich nicht von einem lauen Lüftchen, sondern von richtig kräftigen Stößen, die einen durchaus schon mal um ein gutes Stück versetzen können. Da uns die Gegend hier ja nicht allzu vertraut ist, wissen wir natürlich auch nicht, wo die Gefahr besonders hoch ist. Hin und wieder sind am Straßenrand Schilder aufgestellt, die vor der erhöhten Wind-Gefahr warnen (und mir bei der Herfahrt gar nicht aufgefallen sind). Auf diesen Abschnitten fahre ich dann noch angespannter – und erschrecke trotzdem jedesmal aufs Neue, wenn ich wieder durchgerüttelt werde. Höchst unangenehm, ich kann so etwas überhaupt nicht leiden!

Ich bin daher extrem erleichtert, als wir am frühen Nachmittag endlich in Omiš ankommen und auf dem Camping Galeb unser Zelt aufstellen können. Der Platz hatte gemischte Bewertungen (insbesondere aufgrund des Lärmpegels – scheinbar kommen hier recht gerne Jugendgruppen unter), wir haben uns aber wegen der Nähe zur Innenstadt trotzdem dafür entschieden. Er ist tatsächlich recht voll, scheint aber ansonsten ganz in Ordnung zu sein. Jedenfalls ist es momentan nicht übermäßig laut.

Ermüdungserscheinungen

Wir halten uns hier auch nicht lange auf, sondern machen uns gleich nach dem Duschen auf den Weg zur Stadtmitte. Für sein abendliches Geburtstagsessen hat Marvin nämlich ein Restaurant ausgesucht, das genau in der anderen Richtung liegt – und wir wollen uns den Ort selbst natürlich auch noch ansehen.

Nun, Omiš ist sehr hübsch. Das ehemalige Piratennest lebt nahezu ausschließlich vom Tourismus und bietet mit seiner Lage – direkt an der Mündung der Cetina und mit malerischen Felswänden drumherum – viele attraktive Freizeitmöglichkeiten. Trotzdem stellen wir eine gewisse Sightseeing-Ermüdung bei uns fest. Noch mehr toll erhaltene, mittelalterlich wirkende Häuser, noch mehr schöne Ausblicke auf das Meer auf der einen und auf Felsen auf der anderen Seite? Alles schon so oft gesehen in den letzten Tagen…

Ich weiß, das klingt undankbar und vielleicht sogar arrogant – aber es ändert nichts daran, dass wir nicht mehr ganz so beeindruckt sind wie am Anfang. Zwar steigen wir noch hoch bis zum Eingang der direkt über dem Ort gelegenen Festung Mirabella, die 20 kn Eintritt wollen wir dann aber doch nicht mehr bezahlen. Wir genießen lieber kurz nur den Ausblick vor dem Eingang – und marschieren wieder nach unten.

Eine kleine Eisdiele inmitten der Altstadt, die wir kurz darauf entdecken, ist da schon ein anderes Kaliber. Die von der sehr sympathischen Betreiberin frisch zubereiteten Eiscreme-Rolls sind wirklich etwas ganz besonderes (und noch dazu spottbillig – wir fragen uns, wie sie mit unter drei Euro pro Eis überhaupt auf ihre Kosten kommt, bei dem Aufwand, den sie bei der Herstellung betreibt …).

Mit dem Eis in den Händen erkunden wir noch ein bisschen die Uferpromenade, anschließend schlendern wir zurück zum Campingplatz. Ich spiele mit dem Gedanken, vielleicht eine Runde zu schwimmen – aber als ich die Zehen ins Wasser tunke, verwerfe ich diese Idee gleich wieder. Das Meer ist eiskalt – was viele der anderen Besucher jedoch nicht vom Sonnen- und Wasserbaden abzuhalten scheint. Mich aber schon, bekennendes Weichei, das ich bin!

Ein wunderschöner Platz für das Geburtstagsessen

Wir gammeln noch ein bisschen herum, dann endlich wird es Zeit, uns auf dem Weg zur Shooko-Beach-Bar zu machen. Marvin hatte dieses Restaurant wegen seiner guten Bewertungen ausgesucht – und siehe da, die vielen positiven Meldungen sind tatsächlich vollkommen berechtigt. Wir müssen zwar ein gutes Stück dorthin laufen (knapp drei Kilometer), aber der Weg lohnt sich.

Das Restaurant befindet sich auf einem gemauerten Steg, der recht weit ins Meer hineinragt. Entsprechend gut ist der Blick rundherum. Der um diese Uhrzeit nur noch angenehm leichte Meereswind ist ebenfalls erfrischend. Das Essen wiederum ist eine Wucht. Ich fühle mich wegen der Essens-Exzesse der letzten Tage ein bisschen überfüllt und wähle nur einen Salat (der fantastisch schmeckt), aber Marvin schöpft aus dem Vollen – und ist mit seiner Riesenpizza überglücklich!

Als sie serviert wird, zweifle ich zuerst daran, ob er sie überhaupt schaffen wird. Durch unsere Diät ist er schließlich diesbezüglich etwas aus der Form. Aber was man einmal gut konnte, verlernt man wohl nicht so schnell. Allerdings ist Marvin auf unserem Heimweg zurück zum Zelt um einiges langsamer als sonst … und auch deutlich stiller 🙂

Ganz im Gegensatz zum Campingplatz, wie wir kurz darauf feststellen. Ein Teil der negativen Bewertungen scheinen doch zutreffend zu sein, denn eine (slowenische?) Großfamilie feiert ausgerechnet an den Grillplätzen in der Nähe unseres Zeltes (es gibt einige davon auf dem Platz) lautstark ihren Urlaub. Wir lassen uns unsere gute Laune jedoch nicht verderben – und irgendwann scheinen alle endlich satt zu sein (gefühlt gegen Mitternacht) und der Geräuschpegel sinkt auf ein erträgliches Maß ab.

Routenüberblick

Datum: 23. Juni 2018
Schwierigkeitsgrad: heute extrem unangenehm durch die Bora, entsprechend auch schwierig zu fahren
Länge: 202 km, 3,5 h (Achtung, auch hier „Autobahnen meiden“ ins Navi eingeben!)
Eindrücke: Von der Landschaft habe ich vor lauter Bora nichts mitbekommen … aber wir kannten sie ja noch von der Herfahrt.