Über Seline nach Mošćenička Draga – Verwehte Pläne

Eigentlich wollten wir noch einen Badetag auf Krk verbringen. Wegen der nach wie vor heftig wütenden Bora traut sich Anja jedoch nicht über die Brücke - aber lest selbst...

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Das nächste „größere“ Ziel auf unserem Weg zurück nach Norden ist die Insel Krk. Für eine Tagesetappe ist uns die Entfernung (immerhin doch über 400 km Küstenstraße) jedoch zu weit, also musste noch ein Übernachtungsplatz irgendwo in der Mitte her. Die Insel Pag liegt hierfür ziemlich perfekt. Weil sich dort aber auch diverse berühmt-berüchtigte Partystrände befinden (um die wir üblicherweise einen großen Bogen machen), haben wir uns bei der Routenplanung zwei Campingplätze am westlichen Rand der Insel ausgesucht, die weniger partylastig zu sein scheinen.

Nach einem schnellen Frühstück brechen wir auf. Einen kleinen Teil der heutigen Strecke – genauer gesagt den bis Trogir – kennen wir ja bereits. Anders als auf dem Hinweg ist der Verkehr heute jedoch deutlich weniger dicht (logisch, schließlich ist Sonntag), was ich gut finde – denn so kann ich mich ganz auf das Verabscheuen der immer noch herrschenden Bora konzentrieren. Jede Fahrsekunde bin ich angespannt, weil ich nie weiß, wann mich von der Seite so ein dämlicher Windstoss erwischt! Und egal, wie sehr ich mich innerlich darauf vorzubereiten versuche – ich erschrecke trotzdem. Jedes. Einzelne. Mal.

Planänderung No. 1

Bei Trogir geht es wieder etwas ins Landesinnere – und für eine ganze Weile fahren wir ohne direkten Sichtkontakt zum Meer. Dadurch bekommen wir zwar glücklicherweise die Bora nicht mehr so stark zu spüren, allerdings ist die Strecke jetzt tendenziell eher eintönig zu fahren, denn es fehlt an landschaftlicher Abwechslung (jaja, ich weiß – man kann es mir heute nicht recht machen).

In Kombination mit der Hitze macht sich zunehmend eine gewisse Lustlosigkeit in uns breit. Beim nächsten Tank- und Eis-Stopp beschließen wir daher spontan, die heutige Strecke etwas zu verkürzen, indem wir Pag auslassen. Allein die Vorstellung dieses Felsens im Meer bei gleißendem Sonnenlicht lässt bei uns sowieso nur den Schweiß in Strömen fließen. Und morgen, bei der Weiterfahrt, können wir auf die sonst notwendige Fähre verzichten, was zusätzlich Zeit spart. Doch, das klingt nach einer guten Idee. Also suchen und finden wir via Google einen kleinen Campingplatz am Festland (bei Seline), der recht gute Bewertungen hat. Flugs neue Zielkoordinaten in Günni eingegeben und weiter geht’s.

Auf den nächsten 100 km bleibt die Strecke weiterhin gleichförmig. Erst kurz vor dem Ziel kommt der prägnante Velebit-Gebirgszug in Sicht und wertet damit die Aussicht deutlich auf. Auch gibt es nun hin und wieder ein paar Kurven und ein bisschen mehr Vielfalt beim Bewuchs, so dass wir nicht völlig einschlafen. Trotzdem, fahrtechnisch gibt dieser Teil von Kroatien nicht allzu viel her, wie uns inzwischen immer klarer wird. Oder wir haben einfach nur die falschen Strecken ausgesucht …

Bereits am frühen Nachmittag erreichen wir Seline. Auf dem Campingplatz Pisak werden wir genauso freundlich empfangen, wie es die Bewertungen versprochen haben. Der kleine Platz ist überraschend voll, aber die (perfekt Deutsch sprechende) Besitzerin findet noch ein hübsches Plätzchen für uns, indem sie uns kurzerhand zwischen zwei Dauercamper stellt, die „heute sowieso nicht mehr kommen“.

Für den Rest des Tages ist Faulenzen angesagt. Gegen Spätnachmittag wandern wir noch in das (auf uns recht verschlafen wirkende) Städtchen zu dem laut Google sehr guten Restaurant der „Pansion Kiko“. Nun ja, so ganz nachvollziehen können wir die teilweise geradezu schwärmerischen Bewertungen nicht. Das Essen ist OK, aber nicht überragend. Dafür sind die Preise für kroatische Verhältnisse arg hoch. Egal, wir werden satt und es schmeckt ganz in Ordnung, was soll’s. Passt irgendwie zu unserer heutigen Tageslaune 🙂

Es geht weiter bei widrigen Winden

Am nächsten Morgen geht wieder direkt an der Küste weiter – und die Bora trifft uns erneut mit voller Wucht. Flaut die nicht vielleicht endlich mal ab? Mir kommt es sogar eher so vor, als ob ihre Stärke noch zugenommen hätte – vielleicht aber auch nur meine Genervtheit darüber. Ich hatte mich am Abend vorher mit YouTube-Videos weitergebildet und weiß daher, dass die Brücke nach Krk bei starker Bora hin und wieder gesperrt wird, weil sonst gerne Fahrzeuge auf ihr umgeweht werden. Der Anblick des sich vom Land wegbewegenden (!) Wassers verursacht bei mir daher prompt Bauchschmerzen. So dürfen sich Wellen einfach nicht verhalten, das ist die falsche Richtung!

Beim nächsten Stopp gelingt es mir, Marvin davon zu überzeugen, dass ich nicht über diese Brücke fahren will. Wir suchen nach (Fähr-)Alternativen, können aber nicht so recht was finden. Zudem beeinflusst nach wie vor die Lustlosigkeit unsere Stimmung. Wir geben es nur zögerlich zu, aber die ganze Küstenstrecke hier gefällt uns nicht allzu sehr. Die Landschaft ist zwar toll, bietet aber über Stunden hinweg nur wenig Abwechslung. Die Hitze und das grelle Licht machen das Fahren anstrengend, die Böen machen es gefährlich. Nicht ganz das, was wir uns unter „Fahrvergnügen“ vorstellen.

Innerlich zieht es uns immer stärker zurück nach Norden. Beziehungsweise in etwas kühlere und weniger karg-felsige Gebiete. Wir schauen auf die Karte. Wenn wir auf dem Festland bleiben, so müssen wir direkt an der Hafenstadt Rijeka vorbei (wenn wir über Krk gefahren wären, hätten wir das übersprungen). Vage Bilder von viel Verkehr, Dreck und Hektik blitzen im Zusammenhang mit Rijeka vor meinem geistigen Auge auf, Erinnerungen aus einem bereits lange zurückliegenden Kroatien-Urlaub. Das wird nicht schön – es sei denn, wir erledigen das gleich heute. Denn es ist der 25. Juni – in Kroatien Staatsfeiertag – was die ganze Angelegenheit möglicherweise deutlich entspannter werden lässt, so ohne Berufsverkehr.

Planänderung No. 2

Gesagt, getan. Wir suchen noch schnell nach einem halbwegs passenden Campingplatz an der Südküste Istriens und düsen dann weiter.

Tatsächlich geht unser Plan auf. Die Durchfahrung von Rijeka gelingt uns stressfrei (und ist sogar recht abwechslungsreich, die Stadt besitzt durchaus einen gewissen, wenn auch leicht heruntergekommenen Charme). Und schon am frühen Nachmittag tuckern wir auf das Gelände vom Camping Draga in Mošćenička Draga.

Erneut irritieren uns die Google-Bewertungen, die diesen Platz geradezu enthusiastisch loben. Nun gut, die Anlage ist tatsächlich einigermaßen hübsch und sauber (und es gibt einen Münz-Kaffee-Automaten, das darf man nicht unterschätzen). Aber insgesamt haben wir in diesem Urlaub schon einige Plätze besucht, die wir deutlich schöner fanden, die aber um einiges kritischer beurteilt worden sind (Dubrovnik zum Beispiel). Es ist wohl immer alles eine Frage der persönlichen Prioritäten. Ich jedenfalls nehme mir vor, in Zukunft auch den Wortlaut der Bewertungen etwas genauer zu studieren. Was andere schön finden, muss mir ja nicht unbedingt wichtig sein – und umgekehrt. (Und ja, dass es auch Fake-Bewertungen gibt, ist mir bekannt – aber ich bilde mir ein, die meisten davon zu erkennen).

Nachdem wir das Lager aufgeschlagen und geduscht haben, zockeln wir hinunter zum Hafen. Hier stellen wir schnell fest, dass wir offenbar nicht zur typischen Urlauber-Gruppe dieser Gegend gehören. Weder sind wir Segler oder Surfer, noch stehen wir auf das Baden am Kiesstrand (mit Seeigeln) oder mögen Besäufnisse mit Sliwowitz und Disco-Musik-Beschallung. Lediglich die Freude an üppigem Essen scheinen wir mit den übrigen Gästen gemein zu haben. Die Restaurantdichte ist entsprechend hoch und nach dem Studium einiger der ausgehängten Speisekarten (das Preisniveau liegt hier durchgehend deutlich über dem im Süden) entscheiden wir uns für eine Pizzeria. Beim Bestellen müssen wir beide über die Beschreibung der Beläge schmunzeln, steht da doch – neben den sonst so üblichen Dingen wie Mozarella, Tomatensauce, etc. – „eine Olive“ dabei. Dabei kann es sich doch nur um einen Übersetzungsfehler handeln, oder? Als die Pizzen kommen, merken wir jedoch, dass es ernst gemeint ist. Auf jeder befindet sich tatsächlich genau eine Olive …

Zum Nachtisch wollen wir beide Palatschinken. Marvin ist neugierig, was mit „Sexy Palatschinken“ gemeint ist und bestellt ihn. Nun ja – was dann kam, seht ihr auf dem Foto. Nicht besonders originell – aber geschmeckt hat er 🙂

Routenüberblick

Datum: 24. und 25. Juni 2018
Schwierigkeitsgrad: mittel – die Straßen selbst sind einfach, fast schon langweilig, aber die Bora macht Probleme
Länge: je Etappe knapp 200 km, ca. 3,5 h
Eindrücke: Wir haben an den Tagen schlechte Laune – unser Eindruck zählt also nicht 🙂