Von Trogir nach Dubrovnik – Kurvige Küste

Kroatien ist berühmt für seine wilde Küste - und berüchtigt für die Straße, die daran entlangführt. Heute werden wir einen großen Teil davon kennenlernen, auf unserem Weg zum südlichsten Zipfel des Landes.

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Bei einem Gespräch mit unserem (ebenfalls motorradfahrenden) Nachbarn, kurz vor unserer Abreise aus München, wurden wir eindringlichst vor den Gefahren der kroatischen Küstenstraße gewarnt. Glitschig sei sie, mit schlechtem Belag, und man müsse höllisch aufpassen, um nicht zu stürzen. Gefolgt von einer Beschreibung seines eigenen, glücklicherweise glimpflich ausgegangenen Sturzes vor zwanzig Jahren.

Solche Berichte tun meinen empfindlichen Nerven nicht gut – insbesondere da es nicht der einzige ist, den ich mit ähnlichem Tenor gehört oder gelesen habe. Jetzt – rückblickend – muss ich feststellen, dass sie tatsächlich nicht (allzu) übertrieben sind. Der Straßenbelag ist zwar in den letzten Jahren nahezu über die gesamte Länge der Küstenstraße erneuert worden, aber auch dieser neue Belag hat die fatale Eigenschaft, bei Nässe unberechenbar zu sein. Bis zu einem gewissen Punkt hat er Grip, doch belastet man ihn auch nur ein bisschen darüber hinaus, wird er urplötzlich wie Seife und man hat keine Chance mehr, das Wegrutschen zu verhindern. Warum reden die kroatischen Straßenbauer eigentlich nicht einmal mit den Ingenieuren, die den Belag der immer nassen und trotzdem rutschfesten Wege in der Postojna-Grotte entwickelt haben? Dann könnte man bei jedem Wetter auf der Küstenstraße Gas geben. So aber ist respektvolles Fahren mit Hirn angebracht. Etwas, was man eigentlich immer tun sollte – aber hier besonders!

Hinzukommt die Bora. Tja, die Bora… doch darüber zu einem späteren Zeitpunkt mehr. Heute spielt sie noch keine Rolle und regnerisch ist es auch nicht. Vielmehr kündigt sich ein weiterer heißer und trockener Tag an, als wir frühmorgens aus dem Zelt linsen. Prima!

Split von seiner schlechten Seite

Um der schlimmsten Hitze zu entgehen, packen wir bereits um 6 Uhr morgens unser Zelt zusammen. Noch schnell ein paar Schokocroissants vom Campingbäcker (sehr lecker!), dann aber los. Trotz der frühen Uhrzeit herrscht bereits Stau in Trogir. Das scheint rund um die Altstadtinsel tatsächlich eine Art Dauerzustand zu sein. Hier sind die Straßen aber auch besonders eng.

Als wir kurz darauf die Schnellstraße erreichen, geht es wieder flott voran. Zumindest bis zur Berufsverkehr-Apokalypse rund um Split. In die fahren wir nämlich mitten hinein, grmpf. Nun gut, das gibt uns wenigstens die Gelegenheit, das Stadtpanorama von Split ausgiebigst zu genießen … nur um festzustellen, dass wir selten ein hässlicheres gesehen haben. Die Innenstadt bzw. Altstadt von Split soll ja wirklich sehenswert und sehr schön sein – aber von unserem Stand- (und ab und zu sogar Fahr-)punkt aus kann man das nur schwer glauben.

Schon klar, fair ist das nicht. Welche Stadt sieht von der Umgehungsstraße aus schon gut aus? Man möge uns also unser negatives Urteil verzeihen. Außerdem sind wir vom Verkehr genervt und hoffen, dass es nun nicht die ganze Strecke lang so bleibt.

Raue Küste und sanfte Kurven

Kurz darauf wird unsere Hoffnung erfüllt. Quasi als einzige biegen wir von der Stadtautobahn Richtung Süden ab – und haben fortan die Straße nahezu für uns alleine. Schnell ändert sich auch das Umgebungsbild. Zuerst ist alles noch recht industriell und die Häuser sind tendenziell eher heruntergekommen, doch bald werden die Gebäude gepflegter und hübscher. Genau wie die Landschaft, die uns mit teils wunderschönen Ausblicken auf steile Felsen, flache Buchten und malerische Kiesstrände mit davor ankernden Jachten unterhält. In Richtung Landesinnere wiederum dominiert nun das dinarische Küstengebirge das Bild.

Recht schnell erreichen wir Omiš, eine ehemalige Piratenstadt. Da wir hier auf dem Rückweg eine Nacht verbringen wollen, schauen wir uns neugierig um. Doch, ja – hier es sehr hübsch! Haben wir gut ausgewählt.

Entspannt cruisen wir weiter. Die Küstenstraße schlängelt sich sanft an den Hängen entlang, nähert sich mal mehr, mal weniger dem Meer. Hin und wieder durchqueren wir kleinere Siedlungen (die sich so gut wie immer in Buchten befinden). In einer davon legen wir nach einiger Zeit einen Tankstopp ein. Inzwischen ist es sehr heiß geworden, wir kaufen uns ein Eis und ruhen uns im Schatten etwas aus. Auch hier gibt es die Sorte „King“, die wir bereits aus Slovienien kennen. Sieht aus wie Magnum, schmeckt allerdings deutlich besser! Schade, dass es das nicht in Deutschland gibt. Aber dann hätte Magnum wohl keine Chance mehr…

Toiletten für die Kunden gibt es allerdings auch hier nicht, weshalb wir einen weiteren Stopp außerhalb des Dorfes in einer Parkbucht mit ausreichend Gebüsch einlegen müssen. Nervig ist das! Ich pinkel nicht freiwillig und schon gar nicht gerne in die freie Natur, weiß mir aber auch nicht anders zu helfen.

Abgesehen von dieser Unbill bleibt es auf dem Rest der Strecke weitestgehend ereignislos. Auch die Landschaft bleibt – abgesehen von einem etwas flacheren Teil am Flußdelta der Neretva – nahezu gleich.

Eine harte Grenze

Erst etwa 70 Kilometer vor Dubrovnik kommt wieder etwas Spannung auf. Ein kurzer Teil der Küste (knapp zehn Kilometer) gehören hier nämlich zu Bosnien und Herzegowina. Als ich das bei der Planung auf der Landkarte gesehen habe, bin ich davon ausgegangen, dass wir vom Grenzübertritt wahrscheinlich nichts merken werden. Bei Liechtenstein zum Beispiel bekommt man es ja auch kaum mit.

Umso erstaunter sind wir, als wir uns plötzlich in einer langen Schlange vor martialisch wirkenden Grenzbauten wiederfinden. Deutlicher kann man es kaum zum Ausdruck bringen, dass sich Kroatien wohl auch mit diesen Nachbarn nicht allzu gut versteht. Über eine halbe Stunde kochen wir in der Hitze, bis wir endlich durchgelassen werden. Dasselbe zehn Kilometer später, als wir wieder nach Kroatien einreisen. Grmpf. Scheinbar lebe ich schon zu lange mit offenen Grenzen, als dass ich so ein Getue nicht tendenziell albern finden könnte. Aber ich kenne die genauen Hintergründe nicht, kann mir also auch kein gerechtes Urteil bilden. Ich kann nur hoffen, dass sich mit den Jahren die alten Wunden zwischen diesen Völkern endlich schließen werden und ein entspannteres Miteinander möglich wird.

Wir sind am Ziel

Derart in Gedanken versunken vergehen die letzten Kilometer bis zum Ziel sehr schnell. Ehe wir uns versehen, fahren wir über die Franjo-Tuđman-Brücke. Seit nunmehr 16 Jahren überspannt sie die schmale Bucht direkt vor Dubrovnik, verkürzt dadurch den Weg um einige Kilometer – und bietet einen wirklich grandiosen Ausblick auf die Stadt!

Gleich nach der Brücke führt Günni uns scharf nach rechts zu unserem Campingplatz, der sich direkt am nord-östlichen Rand von Dubrovnik befindet (mit Blick auf die soeben überquerte Brücke). Wir hatten im Vorfeld lange überlegt, ob wir tatsächlich dort übernachten sollen, denn die Google-Bewertungen sind eher mau. Wegen der Nähe zur Altstadt haben wir uns dann letztendlich doch dafür entschieden. Die Strecke schaffen wir zur Not auch noch zu Fuß, was bei den weiter außen gelegenen Plätzen nicht so einfach möglich gewesen wäre.

Jetzt, im Nachhinein betrachtet, war das auch die richtige Entscheidung. Wir können nichts Schlechtes über den Platz sagen, im Gegenteil: Das Personal ist ausgesprochen freundlich und überschüttet uns beim Empfang gleich mit allen möglichen nützlichen Infos rund um Dubrovnik. Die Sanitäranlagen sind in genügender Zahl vorhanden, sauber und modern. Und der Stellplatz, den wir uns selbst aussuchen können, ist ebenfalls prima. Allerdings machen wir den Fehler, unser Zelt unter Bäume zu stellen. Was uns am nächsten Abend ausgiebiges Abkratzen von Vogelkacke beschert … aber dafür kann der Campingplatz ja nichts. Wie das in der Hochsaison aussehen mag, wenn der Platz komplett belegt ist, kann ich nicht sagen. Jetzt jedenfalls ist es schön hier und wir genießen unseren Aufenthalt.

Bis wir alles aufgebaut, uns geduscht und eingerichtet haben, ist der Tag schon fast vorbei. Unsere Mägen knurren und wir machen uns auf den Weg zum nahegelegenen Restaurant. Auch hier ist das Personal total nett, die Essensauswahl gut und ausgesprochen lecker. Ich mache allerdings einen Fehler bei meinem Nachtisch und schiele so lange neidisch und mit vielsagenden Seufzern auf Marvins Lavacake, bis er aufgibt und nach der Hälfte einen Tausch vorschlägt. Na gut, wenn er darauf besteht … 🙂

Routenüberblick

Datum: 21. Juni 2018
Schwierigkeitsgrad: je nach Wetter mittel bis schwierig (sehr rutschig bei Nässe!, ggf. böiger Wind)
Länge: 237 km, 4 h (Achtung, „Autobahnen meiden“ ins Navi eingeben, sonst wird man nicht über die Küstenstraße geführt!)
Eindrücke: abwechslungsreich, mit toller Aussicht