Elchsafari in Markaryd – Jurassic Park lässt grüßen

An unserem zweiten "freien" Tag holen wir das nach, was auf unserer Skandinavien-Reise bislang schmerzlich gefehlt hat: die Elche! Hier unser Tagestrip in Markaryd.

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Wir befinden uns schon wieder recht weit im Süden Schwedens, es naht nun immer mehr das Ende unserer Skandinavien-Tour. Und was haben wir nicht alles erlebt: Von abenteuerlichen Mondlandschaften im Süden Norwegens über die arktische Hardangervidda bis hin zum waldigen Niemandsland in Schweden. Eines ist uns dabei aber trotz aller Hoffnungen nicht begegnet: der Elch. „Irgendwo müssen sich die nordischen Kühe doch verstecken!“, denken wir uns – und wissen auch, wo: in einem Elchpark!

Vor uns liegt die Elchsafari Smålandet in Markaryd – ein Park, der gleich durch zwei Besonderheiten hervorsticht: Erstens durch den direkten Kontakt mit den Elchen – ganz ohne störenden Zaun – und zweitens durch die Möglichkeit, die Safari mit dem eigenen PKW anzutreten. Dass dabei schon einmal ein riesiger Elchkopf ins Seitenfenster hereinlugt und sich füttern lässt, soll keine Seltenheit sein. Da uns die Begegnung mit einem vierbeinigen Riesen per Motorrad aber etwas arg einschüchternd erscheint (und, wie wir später herausfinden, auch gar nicht erlaubt gewesen wäre), entscheiden wir uns schon vorab lieber für eine bequeme Kutschierfahrt im Safarizug.

Elchpark Markaryd: Ab in die Wildnis

Der Elchpark selbst befindet sich ein wenig außerhalb von Markaryd und ist leider nicht immer offensichtlich ausgeschildert. Glücklicherweise liegen in unserem Campingplatz reichlich Prospekte aus, die praktischerweise auch eine nett skizzierte Karte beinhalten. Da wir nicht den ganzen Tag mit Helmen herumlaufen wollen, lassen wir diese im Zelt zurück und gehen zu Fuß. Nach guten 45 Minuten Laufweg durch Dorf (eine Stadt ist Markaryd nun wirklich nicht) und Land taucht der Elchpark Smålandet dann ohne viel Tamtam an der Straßenseite auf. Tatsächlich wirkt das ganze auf den ersten Blick fast eher wie ein Bauernhof – allerdings ein sehr hübscher, mit Café, Souvenirshop und in klassischem schwedenrot.

Weil die Züge nur zu festgelegten Tageszeiten fahren, huschen wir schnell in den Ticketshop und holen uns unsere Fahrkarten, um den nächsten Abfahrtstermin zu nicht zu verpassen. Direkt um die Ecke steht sie dann auch schon: Die Safarilokomotive in all ihrer Pracht. Naja, eigentlich eher eine Art Lokomativenauto mit drei Anhängern, in denen jeweils um die 20 Leute gemütlich Platz nehmen können. Vor der Abfahrt wird jedem noch ein Birkenstrauch in die Hand gedrückt (eine für Elche wohl besonders leckere Baumart, die sonst im ganzen Park nicht vorkommt) und los geht’s.

Wir passieren ein eindrucksvolles Tor, das sofort Erinnerungen an Jurassic Park weckt, und fahren in das urwaldartige Gehege ein – passend kommentiert von unserem Fahrer, der sowohl in Schwedisch als auch Englisch scherzhaft das Verlassen der bekannten Zivilisation verkündet.

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Planung zahlt sich aus

Idealerweise sollte man sich vorher auf der Webseite informieren, wie die Abfahrtszeiten des Safarizuges in der aktuellen Saison sind, um möglichst direkt einsteigen zu können. In unserem Fall waren das 11.00, 12.00, 13.00, 14.00, 15.00 und 16.00 Uhr. Das ist aber beileibe nicht immer so, je weiter außerhalb der Hauptsaison, umso seltener fahren die Züge.

Unabhängig von der Saison gilt jedoch folgendes: Wer das meiste aus seinem Besuch herausholen möchte, nimmt am besten einen der früheren Termine – denn da haben sich die Elche von den rund 60 Birkensträuchern pro Tour noch nicht so sattgegessen und nähern sich bereitwilliger an. Hunger ist eben ein toller Motivator.

Die Könige des Waldes

Nach zahlreichen nervösen Blicken ins Gebüsch dauert es dann auch gar nicht lange bis zum großen Moment. Ein Elch! Auf der Lichtung! Ganz entspannt rührt sich ein Elchkalb rechts von uns und macht sich vor dem Waldhintergrund bemerkbar. Bei genauerem Hinsehen entdecken wir dann auch die Mutter, die durch ihre dunklere Farbe besser getarnt ist. Etwas angespornt vom Lokführer stehen beide müßig auf und torkeln geruhsam in Richtung des vorderen Teils der Lokomotive.

Während ebendieser in tiefste Bewunderung und „Ohhh“-Rufen versinkt, bekommen wir weiter hinten ein ganz anderes Spektakel geboten: Auf der gegenüberliegenden Seite des Waldes fällt uns in ca. 100 Metern Entfernung ein schwarzer Fleck auf, der merkwürdigerweise immer größer wird – und dabei direkt auf uns zukommt. Ehe wir uns versehen, steht ein wahrer Hüne von einem Elch direkt neben uns, lässt sich über sein nach Moschus duftendes und überraschend fettiges Fell streicheln und knabbert dabei genüsslich an unseren Birkenzweigen. Ein toller Moment! Später in unserer Tour begegnen wir noch zahlreichen weiteren, ebenso prächtigen Tieren, während die Lokomotive sehr langsam durch das weitläufige Gebiet zockelt und immer wieder anhält. Der Kürze halber wollen wir einfach mal unsere Bilder sprechen lassen:

Die Könige der Prärie

Nach einer Weile erreichen wir dann das zweite Highlight der Tour: Bisons! In einem separaten Gehege dreht die Lokomotive eine kleine Extrarunde zwischen den sanften Riesen – „Riese“ im wörtlichen Sinn, denn ein spezieller Bison hatte schätzungsweise die Größe von einem VW Golf. Sehr imponierend, aber aussteigen würden wir hier beim besten Willen nicht, sanft hin oder her. Nach dem Verlassen des Bisongeheges geht es schließlich noch einmal zurück in den Elchwald, woraufhin wir uns auch bald am Eingangstor wiederfinden.

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Tipp für Autofahrer

Wer mit dem PKW kommt, sollte seine Tour möglichst asynchron zur Lokomotive planen. Es gibt eben nur einen Weg durch den Park, und der wird oft vom häufig anhaltenden Lokführer belegt – sehr zur Leidwesen der drei Autos, die sich mittlerweile hinter uns gestaut haben.

Über Waffeln und Kniffel

Um den Tagestrip abzurunden, statten wir vor dem Heimweg noch schnell dem Café einen Besuch ab und lassen und ein paar Waffeln mit Sahne, Vanilleeis und Marmelade munden. Interessanterweise finden sich auch einige Elchspezialitäten im Angebot wieder. Da kann man ja fast ein schlechtes Gewissen bekommen.

Mit tollen Erinnerungen frisch im Gedächtnis machen wir uns schließlich auf den Heimweg. Die Elchsafari Smålandet in Markaryd ist unserer Meinung nach ein absolut empfehlenswertes Erlebnis. Hier sieht man die Elche nicht nur, man kommt ihnen nahe, füttert und streichelt sie in (relativ) freier Wildbahn so genau lange, wie die Elche eben Lust haben. Wenn man dabei noch einen sonnigen Tag erwischt, kann man hier wirklich nichts falsch machen.

Zurück am Campingplatz erleben wir noch eine große Überraschung: Ingrid und Werner (bekannt von unserer Übernachtung in Åmål) tauchen plötzlich völlig unerwartet auf. Dabei hatten wir die beiden zuletzt vor 400km gesehen! Wie sich herausstellt, klang unsere Idee mit dem Elchpark in ihren Ohren so verlockend, dass sie sich spontan entschlossen haben, einfach auch einen Abstecher nach Markaryd zu machen. Umso besser, somit ist gleich für ausreichend Abendunterhaltung gesorgt. Kniffel, Kniffel und nochmal Kniffel! Gemäß der heutigen Tierthematik leistet uns dabei auch noch die ein oder andere Ente Gesellschaft und trägt so zu dem gemütlichen Abschluss unseres letzten Tages in Skandinavien bei.