Gerlos – Wandern in luftigen Höhen

Gerlos ist immer ein lohnendes Ziel - bei nassen Straßen tauscht man die Motorradstiefel einfach gegen Wanderschuhe. Oder wandert in Motorradschuhen ...

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Im Mai 2014 habe ich beschlossen, meine gute alte BMW F 650 ST (Bj. 93), die mich so viele Jahre zuverlässig durch die Welt getragen hat, gegen ein neues Motorrad auszutauschen – selbstverständlich wieder eine BMW, wieder eine 650, diesmal jedoch die G 650 GS.

Sechs Wochen später war sie da, die Neue, auraweiß, mit schwarz-grauer Sitzbank – ein Traum. Ein wenig nervös habe ich sie im BMW-Motorradzentrum in München in Empfang genommen – nervös deswegen, weil ich das Modell nicht probegefahren, sondern einfach auf gut Glück bestellt hatte. Doch bereits nach den ersten paarhundert Metern war nicht nur meine Nervosität verflogen, sondern auch – wie ich zu meiner Schande gestehen muss – mein altes Motorrad vollkommen vergessen. Die GS fuhr (und fährt sich), als wäre sie wie für mich gemacht! Spritzig, wendig, unglaublich bequem – nicht mal der Regen, der während meiner Fahrt nachhause doch recht kräftig fiel, konnte mir die Freude am Fahren verderben. Zuhause angekommen stand für mich fest: Ein richtiger Urlaub war zwar dieses Jahr nicht drin, aber wir mussten unbedingt am nächsten schönen Wochenende mit den Mopeds in die Berge fahren!

Tja. Leider kam im Juni kein schönes Wochenende mehr. Im Juli und Anfang August auch nicht. Irgendwie regnete es quasi ununterbrochen – zumindest an den Tagen, die für eine Tour in Frage kamen. Kurz vor September schließlich verlor ich die Nerven (schließlich wollte ich vor Wintereinbruch ja noch die 1.000 km für den ersten Service zusammenbekommen – und zwar nicht nur durch Fahrten in der Stadt) und buchte kurzerhand für das kommende Wochenende zwei Übernachtungen im (Motorrad-)Hotel Central in Gerlos.

Gerlos liegt – wie der Name vermuten lässt – direkt an der Gerlos Alpenstraße, die das Zillertal (Tirol) mit dem Salzachtal (Salzburg) verbindet. Die Großglockner Hochalpenstraße liegt in Tagesausflugs-Nähe, ein ideales Motorradgebiet also.

Das Symbol zur Infobox

Die Gerlos Alpenstraße kostet Maut (allerdings nicht, wenn man vom Zillertal aus nur bis nach Gerlos fährt, das ist umsonst) – zum aktuellen Zeitpunkt sind das 5,50 Euro/Motorrad für ein Tagesticket. Ein Tipp: Für Motorräder gibt es ein sogenanntes TOUR-Ticket. Dieses Ticket ist ab Kaufdatum zwei Jahre gültig und beinhaltet je ein Tagesticket für den Großglockner, die Gerlos Alpenstraße sowie die Nockalmstraße (Kärnten). An den Maut-Kassenstellen kostet es 32,50 Euro, im Vorverkauf beim ADAC (auch online bestellbar, hier kommen allerdings noch 2,95 Euro Versandkosten hinzu), ÖAMTC oder dem ARBÖ sogar nur 28,50 Euro. Alle drei Tickets einzeln gekauft kommen auf insgesamt 40,00 Euro. Man kann sich also schon ein paar Kröten sparen, möchte man sowieso alle diese Straßen einmal ausprobieren. Zudem bekommt man bei Vorlage des TOUR-Tickets einen Preisnachlass von 3 Euro für die Villacher Alpenstraße.

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Blick zurück, kurz vorm Achenpass

Als Route wählten wir von unserem Startpunkt im Münchner Süden aus die Landstraße nach Bad Tölz, von hier aus ging’s weiter über den immer wieder lohnenden Achenpass, dann hinunter, quer durchs Inntal, und auf der anderen Seite ins Zillertal. Bis hierhin hatten wir Glück und es war halbwegs trocken, doch kurz vor dem Tunnel ins Zillertal begann es zu nieseln, im Tal selbst wurden wir dann so richtig nass – aber wir hatten es ja nicht mehr weit.

Eine halbe Stunde später parkten wir unsere Mopeds direkt vor dem Hotel Central in Gerlos – und wurden von dem Personal und dem selbst motorradfahrenden Wirt super-freundlich empfangen (ich hatte bei der Online-Reservierung angegeben, dass wir mit den Motorrädern anreisen würden). Man gab uns den Schlüssel für die hoteleigene Tiefgarage, wo wir unsere nassen Motorräder auf einem schönen, trockenen Platz abstellen konnten, die Sauna war bereits eingeheizt worden, damit wir uns so schnell wie möglich aufwärmen konnten, und wir bekamen einen Korb für unsere nassen Motorradklamotten, woraufhin diese – nachdem wir uns im Zimmer umgezogen hatten – vom Personal in einem speziellen Trockenraum aufgehängt wurden. Na, wenn das kein optimaler Service für Motorradfahrer ist! Besser geht es wohl kaum.

Diesig in Gerlos: Die Mopeds bleiben stehen

Das Wetter war auch für den nächsten Tag (an dem wir eigentlich zum Großglockner wollten – doch der läuft uns ja nicht weg) eher schlecht angesagt, also überlegten wir uns ein Alternativprogramm. Möglichkeiten waren genug geboten, so entpuppte sich zum Beispiel die Sauna als ganze Saunalandschaft, mit Dampfbad, gemütlichen Ruheraum, verschiedenen Duschen und einem danebenliegenden, sehr schönen Schwimmbad (das wir die gesamte Aufenthaltsdauer für uns alleine hatten).

Essen auf der Alm :-)
Essen auf der Alm 🙂

Das Essen im Hotel war ausgezeichnet, der Ort einen Spaziergang wert und die Wandermöglichkeiten vielfältig. Da wir nicht optimal fürs Wandern ausgestattet waren, wählten wir die Noob-Variante: rein in die nahegelegene Gondel und rauf auf den Berg namens Isskogel. Das schafft man auch mit Schlappen, wenn nötig. Oder eben mit den festen Schuhen, die wir auf dem Motorrad tragen 🙂

Oben wurden wir mit zwar leicht wolkenverhangenen, aber doch sehr schönen Blicken belohnt. Wir schafften zwei erfrischende Wanderstunden in der Gipfelregion, ehe der Regen wieder etwas stärker wurde und wir uns in die bewirtschaftete Latschenhütte flüchteten. Einen ausgezeichneten Kaiserschmarrn und ein Glas Schiwasser (Himbeersirup mit Wasser aufgespritzt) später ging es dann wieder zurück zur Gondel und hinunter zum Ort, wo wir den schönen Tag faul im Hotel beendeten. Und am nächsten Tag war sie endlich da, die Sonne! Somit konnten wir zu guter Letzt doch noch bei wunderschönem Wetter die gleiche Route zurück nach München genießen – und ich hatte endlich meine 1.000 km voll und konnte mein neues Prachtstück zum Service anmelden.

Schön war’s!

Routenüberblick

Datum: 23.-25. August 2014
Schwierigkeitsgrad: einfach
Länge: 150 km, ca. 3,5 h
Eindrücke: Vom nur mäßig hügeligen Alpenvorland bis zum hochgebirgigen Gerlos – alles geboten und auch sehr gut für Anfänger fahrbar.