Heimreise – und ein Fazit

Selbst nach zig Alpenüberquerungen finden wir immer noch kleine, für uns bisher unbekannte Routenvariationen, so dass auch diesmal die Heimfahrt nicht langweilig wird. Trotzdem treibt es uns schneller als geplant nachhause - woran auch das schlechte Wetter nicht unschuldig ist.

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Die gelöste Stimmung unseres schönen Abschiedsabends in Rovinj klingt noch nach, als wir am nächsten Tag am Frühstückstisch sitzen und unsere Heimreise besprechen. Heute steht uns der eher öde Teil bevor, die Poebene, und wegen unserer früheren Erfahrungen mit den dortigen Landstraßen (langweilig und viele Staus) nehmen wir uns vor, in Italien auf die Autobahn zu wechseln.

Doch zuerst müssen wir Kroatien verlassen und den winzig-kleinen Zipfel Land durchqueren, der gleichzeitig das einzige Küstenstück Sloveniens darstellt. Da wir uns hierfür keine konkrete Route überlegt haben, überlassen wir alles Günni, stellen ihn auf „Mautstraßen vermeiden“ (um nicht bereits in Kroatien und Slovenien auf die ebenfalls kostenpflichtigen Autobahnen geleitet zu werden) und düsen gleich nach dem Frühstück los.

Die knapp 100 km bis zur italienischen Landesgrenze entpuppen sich als erfreulich interessant. Eine abwechslungsreiche, hügelige Landschaft mit netten kleinen Örtchen, Wäldern und Wiesen, schmalen, kurvigen Straßen, auf denen man höchstens ein paar Radfahrern begegnet, und hin und wieder sogar richtig tollen Aussichtspunkten. Das hatten wir so gar nicht erwartet, freut uns aber sehr.

Der grimmige Grenzer

Günni führt uns in gewohnt (und heute auch gewünscht) umständlicher Manier über eine einsame Grenzstation mitten im waldigen Hügelland. Als wir auf die Schranke zutuckern, rechnen wir fest damit, dass diese sich gleich hebt und wir einfach durchgewunken werden – weniger bedrohlich als wir kann man doch eigentlich kaum wirken – doch die Schranke bewegt sich um keinen Millimeter. Irritiert bleiben wir stehen und schauen uns um.

Scheinbar haben wir die Rechnung ohne die Langeweile und/oder das Pflichtbewusstsein des Grenzers gemacht. Mit unbewegtem, grimmigen Gesicht kommt er aus seinem Häuschen, schlendert betont langsam auf uns zu und nimmt gnädig unsere Papiere entgegen. Wir müssen beide unsere Sonnenbrillen abnehmen, die pixeligen Passbilder werden akribisch betrachtet und mit uns verglichen (fast schon beleidigend, dass er eine Ähnlichkeit festzustellen scheint). Ich befürchte schon, auch noch den Helm abnehmen zu müssen, als er schließlich doch Erbarmen zeigt, uns die Pässe zurückgibt, enervierend gemütlich zu seinem Häuschen zurückschlendert – und endlich die Schranke hochfährt.

Zähneknirschend sehen sehen wir zu, dass wir weiterkommen und fragen uns zum wiederholten Mal, was genau zwischen Kroatien und Slovenien eigentlich los ist. Schon seltsam. Und albern, wie ich finde.

Den nächsten Grenzübertritt von Slovenien nach Italien hingegen kriegen wir kaum mit. Irgendwann sind die Straßenschilder italienisch, ein zusätzliches Schild weist auf ein paar Unterschiede bei den Höchstgeschwindigkeiten hin – und das war’s. Dieser unbemerkte Grenzübertritt ist allerdings auch daran schuld, dass wir vergessen, Günni auf „Autobahnen erlaubt“ umzuschalten. Als wir endlich daran denken, ist der Weg zur nächsten Autobahn so weit, dass wir schließlich doch auf der Landstraße bleiben.

Gemütlich und mit ein paar kleinen Pausen durchqueren wir halbwegs abwechslungsreich die Poebene, die befürchteten Staus bleiben glücklicherweise aus. Bei Vittorio Veneto erreichen wir schließlich den Rand der Alpen, die Straßen werden wieder etwas anspruchsvoller und kurviger. Hier holt uns auch der eigentlich schon für den frühen Nachmittag angekündige Wetterumschwung ein und wir werden kräftig nassgeregnet. Glücklicherweise nur kurz und wir können bei Trockenheit auf unseren heutigen Übernachtungsplatz, dem Campeggio Sarathei, einfahren. Der relativ große Platz liegt direkt am Lago di Santa Croce. Ein See, der mir bisher unbekannt war, aber offensichtlich ein Paradies für Surfer ist. Nahezu alle anderen Camper um uns herum haben mindestens ein Surfbrett vor ihrem Zelt oder Wohnmobil liegen. Zahlreiche, ebenfalls um manche Wohnburgen herumliegende leere Flaschen lassen mich Übles ahnen – doch ich täusche mich (gottseidank). Zumindest der heutige Abend ist fest im Griff irgendeines Fußballspieles. So ziemlich alle Campingplatzbewohner treffen sich in der Pizzeria des Platzes, in der ein großer Fernseher das Spiel überträgt. Ich kann mich allerdings beim besten Willen nicht mehr erinnern, um welches es ging – mein Fußballinteresse ist so riesig, dass ich so etwas vergesse, sobald ich dem Fernseher den Rücken zudrehe.

Auch wir gucken eine Weile zu, beschließen jedoch nach dem Essen (die Pizza schmeckt ausgezeichnet), lieber noch einen Spaziergang am Seeufer zu unternehmen und die Surfer zu beobachten. Das ist deutlich spannender für mich.

Wechselhaftes Wetter

Irgendwann in der Nacht fängt der Regen wieder an – und bleibt. In einer kurzen Regenpause am nächsten Morgen packen wir rasch zusammen und fahren los. Die Hoffnung, dass das Wetter sich jenseits des Alpenhauptkammes zum Guten ändert, erfüllt sich leider nicht. Im Gegenteil, jetzt regnet es nicht nur mehr oder weniger durchgehend, sondern ist noch dazu sehr kalt. Also lassen wir unseren optionalen Zwischenstopp in Sterzing ausfallen und fahren durch bis nach München. Immerhin wissen wir jetzt, dass unsere vor dem Urlaub neu gekauften Sena-Interkoms auch stundenlangen Starkregen problemlos wegstecken und trotzdem super funktionieren!

Rückblick und Fazit

Wenn ich die vergangene Reise gedanklich Revue passieren lasse, so kommen mir viele einzigartige und wunderschöne Momente in den Sinn. Die Touristenmagnete Postojna und Plitvice, das pittoreske Dubrovnik oder das malerische Rovinj zum Beispiel. Aber dazwischen gab es auch anstrengende Phasen (durch fehlende Abwechslung und stressige Fahrbedingungen – diese unsägliche Bora) oder sogar große Enttäuschungen, wie die ärgerliche Aufdringlichkeit der Geschäftsleute in Trogir.

In Kroatien liegt Bezauberung und Reizlosigkeit nahe beinander. Was im Einzelfall überwiegt, hängt sicherlich ganz stark von den Interessen des jeweiligen Besuchers ab. Wer gerne badet, taucht, wandert, Partys feiert, klettert oder segelt – der ist an der gesamten Küste bestens aufgehoben und wird sie lieben. Auch sind uns nahezu durchgängig nur sehr nette Menschen begegnet, die Kroaten sind ausgesprochen gastfreundlich. Und das Eis an der Tankstelle schmeckt super ;-).

Wer jedoch, wie wir, am liebsten den ganzen Tag Motorrad fährt und die restlichen Aktivitäten für andere Urlaube aufhebt, für den bieten große Teile des Landes leider nicht allzu viel. Die Küstenstraße ist zwar wunderschön, die Grandiosität der ewig gleichbleibenden Kulisse nützt sich aber auch schnell ab. Zudem herrscht auf der Straße viel Verkehr (es gibt so gut wie keine Alternativen – außer der mautpflichtigen Autobahn) und die Bora bzw. etwaige Nässe können das Fahren gefährlich werden lassen, weshalb die Strecke weniger entspannt befahrbar ist, als die Straßenführung einen hoffen ließe. Grelle Sonne und Hitze nerven häufig noch zusätzlich.

Durchwegs Positives können wir über unser Zelt berichten. Bei Sturm, Hitze, Regengüssen und auch in kalten Lagen – immer bot es uns ein gemütliches und kuscheliges mobiles Zuhause. Gerade bei widrigem Wetter ist es ein riesiger Vorteil, wenn man sich mit Tisch und Stühlen in das Innere verziehen kann, ohne dass es gleich allzu eng wird dadurch. Ich denke, unsere nächste Schottlandreise wird um einiges bequemer.

Ach ja, und zugenommen haben wir tatsächlich doch ein bisschen (je zwei Kilo) – was aber angesichts der Schlemmereien, die die kroatische Küche zu bieten hat, kein Wunder ist.  Und da wir nun wissen, wie es geht, waren die Urlaubskilos auch nach kurzer Zeit wieder verschwunden 😉

Routenüberblick

Datum: 27. und 28. Juni 2018
Schwierigkeitsgrad: einfach bis mittelschwer
Länge: 1. Etappe knapp 280 km (ca. 5 h), 2. Etappe 380 km (ca. 7 h, davon über die Hälfte bei Regen…)
Eindrücke: Nass. Sehr nass. Und Istrien ist hübsch 🙂