Aufbruch nach Skandinavien – Von München bis Norwegen

Nach langer Planungszeit starten wir Ende Juni 2015 in unseren ersten großen Skandinavienurlaub mit dem Motorrad - so verlaufen die ersten drei Tage.

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Da wir Italien mit dem Motorrad in den vergangen Jahren zwar stets mit schönen Erinnerungen, aber oft auch mit Sonnenbrand und immer öfter einem Hitzeschlag verlassen haben, denken wir uns für 2015: Jetzt ist der „kühle“ Norden fällig! Dänemark, Norwegen und Schweden gilt es diesmal als Rundkurs zu bewältigen. Dabei soll uns unsere Route von München mit dem DB Autozug bis nach Hamburg, weiter zur nördlichen Spitze Dänemarks, dann an der Westküste Norwegens hoch zu Bergen, östlich über die Hardangervidda zum Vänern in Schweden und schließlich wieder südlich zurück nach Hause führen. Veranschlagt sind für den ganzen Trip etwa zwei Wochen, was, wie sich herausstellt, auch für Langsamfahrer wie uns problemlos passt.

Da dies unser bislang größter Motorradurlaub werden soll, haben wir uns die Mühe gemacht, unser Camping-Equipment im Vorfeld noch etwas upzugraden und reichlich Zeit ins Auskundschaften möglicher Campingplätze zu stecken. Doch keine Sorge: Auch wer relativ unvorbereitet gen Norden fährt, wird in den vermeintlich „einsamen“ Ländern (Norwegen: 5 Millionen Einwohner, Schweden: 9,5 Millionen) erstaunlich viel geboten bekommen und keinen Mangel leiden müssen.

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Das Klima im hohen Norden

Kälte, Eis und Gletscher – das ist es wohl, was man am ehesten mit den nördlichen Breitengraden verbindet. Muss man für Norwegen, Schweden und Co. also Schneekleidung einpacken? Für Fjorde und Schären einen Schlafsack mit Idealtemperatur von -30°C?

Mitnichten!

Tatsächlich sind die sommerlichen Temperaturen in Norwegen und Schweden mit Deutschland vergleichbar, so unglaublich das auch klingen mag. Zu danken ist hier dem Golfstrom, der wie eine Warmwasserheizung fungiert und milde Luft für ein angenehmes Klima in den meisten südlichen Regionen Norwegens und auch Schwedens hinaufbläst. Praktisch, schließlich können wir so unsere übliche Mittelmeer-Campingausrüstung völlig bedenkenlos einpacken.

Auf Schienen nach Hamburg

Wenn man in Deutschlands Hauptstadt des Südens wohnt und mit Fahrzeug zügig gen Norden will, hat man genau zwei Möglichkeiten: Entweder man fährt gut 800 Kilometer am Stück auf der Autobahn, oder man bedient sich des praktischen DB Autozugs – einem Angebot der Deutschen Bahn, bei dem man Motorräder wie Autos auf spezielle Transportwagons auflädt und selbst in Liege- bzw. Schlafwagons die Nacht bis zur morgigen Ankunft verbringt. Da wir unseren Urlaub nicht mit einer monotonem Asphaltfahrt beginnen wollen, haben uns rasch für letzteres entschieden.

Nach der Ankunft in Hamburg und dem Entfliehen des Stadtgebiets (der Zug kommt in Hamburg Altona an, sprich mitten im Stadtkern), geht es schließlich auf ruhigen, leicht bewaldeten Landstraßen für etwa zwei Stunden Richtung Nordosten bis an die Meeresküste weiter.

Heiligenhafen – Die Ostsee hautnah und lecker

Die Küstenstadt Heiligenhafen soll unser erster Übernachtungspunkt des Urlaubs und letzte Nacht in einem echten Bett für die nächsten zwei Wochen sein. Ganz nebenbei ist es auch die häufig angepriesene Geburtsstadt von Anja, sodass mir hier viele Sehenswürdigkeiten aus Kindheitstagen versprochen wurden.

Und tatsächlich: Heiligenhafen liegt beschaulich am Meer, hat neben einem lebhaften Hafen mit tollen Fischbrötchen auch einen Sandstrand, einen eigenen Binnensee, eine Altstadt und sogar ein Ferienresort – und das alles erstaunlich nah zueinander gelegen. Dass wir durch eine Rundwanderung um eben jenen See am Ende des Tages doch noch zur Erschöpfung kommen, zeugt zum einen sicherlich von unserem Übereifer, alles erleben zu wollen, zum anderen aber auch von der schönen Dünenlandschaft und Meeresatmosphäre der Stadt, die man einfach nicht verpassen darf. Nachdem wir uns am Abend dann noch an einem weiteren leckeren Fischgericht gütlich getan haben, fallen wir schließlich satt und früh ins Bett, um uns für den nächsten Tag mit etwas Erholung zu wappnen.

Zum Nordkap von Dänemark

Am nächsten Morgen gilt es nun über 500km zurückzulegen – und das zügig – da wir für unsere geplante Fähre nach Kristiansand idealerweise vor 16 Uhr am Nordkap von Dänemark ankommen wollen. Zwar hat man hier etwas Spielraum, da es nicht nur eine, sondern zwei Fährengesellschaften gibt, die beide zusammen in der Hochsaison vier bis fünf Mal pro Tag die Überfahrt anbieten, jedoch sollte man diese möglichst früh antreten, um nicht spät nachts in Norwegen anzukommen.

Mit diesem Ultimatum im Hinterkopf wird der Tag auch eher stressig und wir verbringen ihn fast ausschließlich auf der Autobahn. Über diese wenig malerische Strecke erschließt sich das Land vor allem als eine flache Ansammlung von Feldern, Städten und vereinzelten Wäldern – wie man es wohl erwartet. Schade, schließlich hätte auch Dänemark in Punkto Natur noch viel mehr zu bieten gehabt.

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Tanken in Skandinavien

An den Tankstellen in Skandinavien kann man fast überall bequem mit Kreditkarte an Automaten zahlen, das Konto wird dann einfach mit der direkt getankten Menge belastet. Praktisch!

Nur sollte man dafür seine Kreditkarten-PIN (nicht nur die Giro-PIN!) unbedingt im Kopf behalten, denn ohne die geht es im Normalfall nicht.

Endlich in Hirtshals angekommen, laden wir gegen 15 Uhr unerwartet früh (und damit gerade noch rechtzeitig) auf unsere geplante Fähre auf und haben eine kurze Verschnaufpause. Für viele weitere Infos zur Vorbereitung und zum Ablauf des Übersetzens solltet ihr unbedingt in unserem Ratgeber zur Hirthals-Kristiansand-Fährenverbindung schauen.

Ankunft in Norwegen

Und da sind wir. In einer anderen Welt. Kaum angekommen kann der landschaftliche Unterschied zu Dänemark kaum größer sein. Wo vorher flacher Ackerbau bis zum Horizont den Ausblick geprägt hat, dominieren jetzt Felsen, hohe Klippen und kräftige, dunkelgrüne Wälder. Dass Norwegen in Punkto Szenerie einfach eine ganze eigene Klasse werden würde, wird uns erst jetzt wirklich klar. Nach der schnellen und ungewohnt vertikalen Fahrt aus Kristiansand heraus folgen wir der etwas engen Küstenstraße Richtung Westen noch 45km bis nach Mandal, zu unserer ersten Übernachtungsmöglichkeit in Skandinavien, dem Sjøsanden feriesenter AS.

Routenüberblick

Datum: 24.-26. Juni 2015
Schwierigkeitsgrad: einfach, aber viel Autobahn
Dauer: Von Heiligenhafen nach Hirsthals ca. sieben Stunden bei 80-90 km/h. Rest Zug/Fähre.
Eindrücke: Flach, langatmig, in Norwegen dann beeindruckend