Hamburg – Die herzlich-kühle Metropole

Elbphilharmonie, Miniaturwunderland und norddeutscher Charme - Heute geht es nach Hamburg! Gecampt wird dabei direkt am Elbufer.

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Bei Hamburg denke ich sofort an das „Hummel, Hummel!“ meiner Kindheit, auf das wir immer begeistert mit einem laut gegröhlten „Mors, Mors!“ geantwortet haben, gefolgt von einem Kicheranfall. Mein Vater sprach noch Plattdeutsch und hat uns einige Worte beigebracht, so dass wir die Bedeutung von „Mors“ natürlich kannten. Besucht habe ich die Stadt damals sicherlich auch das eine oder andere Mal – mein Geburtsort Heiligenhafen liegt schließlich nur knapp 120 km entfernt – aber bewusste Erinnerungen habe ich keine. Als Erwachsene wiederum bin ich häufiger (zuletzt auf unserer Tour nach Skandinavien) durch Hamburg durchgefahren und neugierig auf diese schöne Stadt geworden. Es ist also mehr als überfällig, ihr endlich einmal etwas mehr Zeit zu widmen!

Unterschlupf am Elbeufer

Bei meiner Reiseplanung hatte ich zuerst einen eher nüchternen, gerade so eben seinen Zweck erfüllenden Campingplatz im Stadtinneren ausgesucht. Wie bei uns üblich, guckt Marvin aber immer noch über meine Planungen drüber und schaut nach möglichen Alternativen. Prompt hat er einen sehr viel schöner wirkenden Platz am westlichen Stadtrand entdeckt, direkt an der Elbe, den ich aufgrund des längeren Fahrtweges mit den Öffentlichen ins Stadtinnere zuerst nicht in Betracht gezogen hatte. Da wir jedoch zwei Nächte dort verbringen wollen, haben wir uns schließlich doch dafür entschieden, und hoffen, dass der Platz den Aufwand wert ist.

Nach einem kurzen Frühstück packen wir also zusammen und brechen auf. Die Strecke ist erneut recht kurz, aber hübsch, aufgelockert durch eine kurze (kostenlose) Überquerung des Nord-Ostsee-Kanals mit der Fähre Ostermoor.

Als wir auf den Parkplatz des ElbeCamps tuckern, ist es gerade Mittag, und wir erwarten eine geschlossene Rezeption. Nicht jedoch hier. Das Elbe-Camp ist nämlich ganz und gar kein „üblicher“ Campingplatz, sondern unterscheidet sich auf vielfältige, aber sehr liebenswerte Art von anderen Plätzen. Zuerst einmal werden wir sofort gedutzt (was wir mögen), das Einchecken erfolgt mit unglaublich cooler Lässigkeit. Wie gestresst man bei der Ankunft auch sein mag, allein die Gelassenheit des Personals holt einen sofort wieder runter. Entspannung pur. An unseren Helmen erkennt der Mann an der Rezeption, dass wir mit den Motorrädern hier sind, und weist uns gleich einen separaten Stellplatz um die Ecke zu – geschützt und vor allem mit einem festen Boden, denn der eigentliche Campingbereich befindet sich auf Sand. Also wieder kein Strom am Zelt, macht aber nichts.

Ein ungewöhnlicher Platz

Das ElbeCamp ist nicht nur ein Campingplatz, sondern gleichzeitig eine Ferieneinrichtung für Jugendliche, ein Projekt des Vereins Kinderschutz und Jugendwohlfahrt. Es finden sich also – neben den normalen Campern – auch ein Zirkuszelt, ein großer Spielplatz und ein separater Bereich für die Zelte der Jugend- bzw. Kindergruppen. Das mag vielleicht zuerst abschreckend wirken (Kinder machen doch ständig Radau!), ist aber nicht nur kein Problem und stört überhaupt nicht (der Platz ist weitläufig, die Jugendlichen fröhlich, aber keine lärmenden Rabauken), sondern gibt dem Platz eine Lebendigkeit und Buntheit, die uns augenblicklich begeistert.

Wir fühlen uns sofort wohl, suchen uns für unser Zelt einen schönen Platz neben einem Gebüsch, schleppen alles hin (eines der wenigen Nachteile von nicht-befahrbaren Sandplätzen) und richten uns gemütlich ein. Dann haben wir Hunger und wir stapfen zum Eingangsbereich. Es gibt hier eine kleines Cafe, das nicht nur sehr guten Kaffee und spektakulären Kuchen, sondern auch warme Mahlzeiten anbietet. Als wir sehen, dass es vegane Currywurst gibt, und man bei der Bestellung noch dazu einen netten Namen zugeordnet bekommt (wir sind die Schmunzelmonster 🙂 ), mit dem man aufgerufen wird, wenn das Gericht abgeholt werden kann, ist es endgültig mit uns geschehen und wir haben uns in diesen schönen Platz verliebt. Was für ein Glück, dass Marvin ihn noch entdeckt hat!

Zufrieden verbringen wir hier den Rest des Tages, erkunden ein wenig die nähere Umgebung (es gibt eine eigene Bushaltestelle für das Camp, sehr gut), testen ausgiebig das kulinarische Angebot und planen unseren morgigen Ausflug in die zweitgrößte Stadt Deutschlands. Da alle unsere Ziele im Stadtzentrum nahe genug zueinander liegen, um sie zu Fuß abklappern zu können, benötigen wir keinen detaillierten Ablaufplan (wortwörtlich^^). Lediglich den Besuch im Miniatur Wunderland legen wir auf Platz 1, weil wir befürchten, dass es dort später am Tag zu voll werden könnte.

Anfahrt mit Hindernissen

Die Nacht ist erholsam und ruhig und wir freuen uns auf die Besichtigungstour. Doch zuerst wird gefrühstückt. Das Campingplatzcafe bietet hierfür ein prima Buffet-Konzept an: Man legt einfach all das, worauf man Lust hat, auf seinen Teller, geht damit zur Kasse und zahlt genau das, was man ausgesucht hat. Für jemanden wie mich, die in der Früh nicht viel runterbringt und daher immer das Gefühl hat, einen pauschalen Frühstückspreis nicht richtig auszunützen, einfach das perfekte System.

Anschließend geht es los Richtung Hamburg Hauptbahnhof. Einmal pro Stunde (die genauen Zeiten haben wir am Vorabend ausgekundschaftet) fährt eine Buslinie vom Camp bis zur nächsten S-Bahn-Station, wo wir in die Bahn direkt zum Ziel gebracht werden sollten. Google Maps faselt zwar was von irgendeiner Unterbrechnung, aber das irrt sich sicher! Leider nein, wie wir am S-Bahnhof dann erfahren, es gibt eine Streckenunterbrechung mit Schienenersatzverkehr. Doch entgegen unseren höchst pessimistischen Erwartungen funktioniert alles reibungslos. Der Weg zu den Bussen ist perfekt ausgeschildert, es sind ausreichend Plätze vorhanden und letztendlich gestaltet sich die Fahrt in die Innenstadt dadurch zwar etwas umständlicher, aber nur geringfügig länger und deutlich abwechslungsreicher.

Modelleisenbahnen und -landschaften satt

Vom Hauptbahnhof aus geht es zu Fuß weiter, vorbei am Rathaus, dem St. Nikolai Mahnmal und quer durch die Speicherstadt.

Schließlich stehen wir vor dem Miniatur Wunderland. Nach einer kurzen Wartezeit in einem eigens (und sehr nett) eingerichteten Wartebereich (mit kostenlosen Getränken und kostenpflichtigen Snacks) dürfen wir auch schon rein und staunen uns durch die liebevoll und höchst beeindruckenden Eisenbahnlandschaften hindurch. Auch wenn man kein expliziter Fan von Modell-Eisenbahnen ist (so wie ich), lohnt sich ein Besuch trotzdem auf alle Fälle! Ich denke, unsere Fotos sprechen für sich:

Grandioser Ausblick von der Elbphilharmonie

Nachdem wir wieder ins Freie gestolpert sind, geht es deutlich planloser weiter. Als nächstes schlendern wir zur neuen Elbphilharmonie. Ich muss schon sagen, das Gebäude ist tatsächlich extrem beeindruckend. Verblüffend finden wir aber auch die Leistung der Fensterputzerkolonne, die sich gerade zu unserer Ankuft an der Außenfassade herabhangelt. Höhenangst darf man da keine haben. Wir gucken ein paar Minuten lang bei dem Spektakel zu, dann holen wir uns Tickets für die Besichtigung des Gebäudeinneren. Die Tickets kosten nichts, sondern dienen lediglich der Steuerung der Besucherströme. Bei uns ist noch nicht viel los und wir dürfen gleich hinein. Rolltreppen bzw. -bänder führen uns zur Aussichtsplattform zwischen dem Backsteinsockel und dem gläsernen Neubau. Hier kann man  rund um das Gebäude laufen, mit einem fantastischen Blick auf Hamburg.

Ich husche natürlich durch die reichlich vorhandenen Souvenirläden, kann aber nichts entdecken, was sich lohnen würde. Entweder zu teuer oder nicht mein Geschmack. Oder beides. Wir verweilen noch ein wenig und genießen die Aussicht, dann geht es wieder nach unten.

Nun haben wir kein konkretes Ziel mehr. Wir streifen gemütlich durch die Straßen, gelangen letztendlich Alsterpromenade samt -fontäne, essen etwas und beschließen dann, wieder zurück zum Campingplatz zu fahren und den Tag dort ausklingen zu lassen.

Seit fast zwei Wochen sind wir nun von Stadt zu Stadt unterwegs und bemerken langsam eine gewisse Besichtigungs-Müdigkeit bei uns. So schön diese Städte auch sind.

Ich denke, es wird Zeit, die Heimfahrt anzutreten :).

Routenüberblick

Datum: 2. und 3. Juli 2019
Schwierigkeitsgrad Fahrstrecke: einfach
Länge: 120 km, knapp 1,5 h
Eindrücke: nett – kleine Fährfahrt inklusive