Prerow – Dünenromantik an der Ostseeküste

Unser nächstes Ziel - Prerow - ist ein Seebad an der Ostseeküste, umgeben vom "Nationalpark Vorpommersche Boddenlandschaft" und berühmt für den angeblich schönsten Strand der Küste. Hier wollen wir für zwei Nächte ausgiebig Natur genießen.

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Obwohl meine Familie bereits vor einem halben Jahrhundert nach Bayern ausgewandert ist, habe ich noch immer das Gefühl, als würde hier im Süden die Sonne im Sommer ein kleines bisschen zu früh untergehen. Und jedes Mal, wenn ich in den Norden Deutschlands zurückkehre, fühlt es sich irgendwie richtig(er) an.

Ich bin eben doch ein Küstenkind, aufgewachsen mit dem Geruch des Meeres, dem Geschrei der Möwen, ständigem Wind um die Ohren und dem allgegenwärtigen weichen, saubergeschliffenen Sand – in der Kleidung, den Haaren und manchmal auch zwischen den Zähnen. Auf genau diesen Sand freue ich mich heute am meisten, denn wir haben uns einen Campingplatz ausgesucht, bei dem man sein Zelt direkt auf dem Strand, inmitten der Dünen, aufstellen darf.

Das Frühstück ist zweier Kapitäne würdig

Doch erst einmal müssen wir überhaupt aufbrechen. Völlig gerädert von der lauten, viel zu heißen und mückenverseuchten Nacht, packen wir mit verknautschten Gesichtern unser Zeug zusammen und tapsen in den Speisesaal des Schiffes. Dort erwartet uns eine angenehme Überraschung: Nicht nur ist der Raum selbst sehr schön, auch das Frühstück, das uns von einer total netten Hotelboot-Angestellten serviert wird, ist üppig und liebevoll zusammengestellt. Wir bekommen sogar noch zwei viel zu große Portionen Rührei ganz frisch zubereitet. Das versöhnt uns ein bisschen mit den überstandenen Widrigkeiten und wir hauen kräftig rein.

Danach hätten wir uns am liebsten wieder hingelegt und ein bisschen verdaut, aber es hilft nichts, wir müssen weiter. Die Motorräder sind schnell gesattelt, ebenso schnell haben wir Polen wieder verlassen und befinden uns auf dem Weg nach Norden. Auch heute lassen wir unser Navi den kürzesten Weg zu unserem Ziel berechnen, wenn wir auch diesmal auf Autobahnen verzichten. Es ist noch immer brütend heiß, so dass wir schlicht keine Lust auf Umwege durch die sicherlich sehr schöne Mecklenburgische Seenplatte haben. Das holen wir nach, zu einer anderen Zeit, auf einer anderen Reise. Jetzt wollen wir einfach nur auf direktestem Weg ans Meer. Die Handy-Wettervorhersage hat uns beim Frühstück nämlich ein deutlich kühleres Klima für die Küste versprochen. Also nix wie hin!

Camping auf der Düne

Um die Mittagszeit erreichen wir das Ostseebad Prerow. Bereits beim langsamen Durchtuckern entdecke ich viele Ähnlichkeiten mit meinem Geburtsort Heiligenhafen und fühle mich gleich zuhause. Ich freue mich schon auf eine Erkundungstour!

Der Camping Regenbogen wiederum liegt westlich vom Ort, eine riesige Anlage, die sich über mehrere Kilometer unmittelbar am Strand entlang erstreckt. Das Einchecken verläuft sehr professionell, das Empfangsgebäude ist sehr viel größer als erwartet und wir sind zuerst ein wenig erschrocken, weil wir angesichts der vielen, gemeinsam mit uns anstehenden Campern befürchten, dass der Platz völlig überlaufen ist. Doch diese Sorge ist unbegründet, das Areal ist groß genug. Es gibt mehrere moderne Sanitärgebäude, einen großen, abgetrennten FKK-Bereich und in der Mitte der Anlage eine Ansammlung von Restaurants, Läden, Eisdielen und einem Fahrradverleih – fast schon ein eigenes kleines Dorf. Die von uns präferierten Dünenplätze sind nur für kleine bis mittelgroße Zelte geeignet, so dass dort noch genügend Plätze frei sind. Große Zelte, Wohnmobile oder -wagen dürfen nur auf einem festeren Bereich hinter den Dünen oder einer breiten, aber eher unromantischen Schneise dazwischen stehen. Sehr schön. Endlich steht uns Genügsam-Zeltern mehr als nur die ansonsten unbrauchbare Wiese im hintersten Eck zur Verfügung :).

Einen konkreten Platz bekommt man zugewiesen, aber die Dame am Empfang verspricht uns, dass wir eine besonders hübschen bekommen – und hält Wort. Nach einer Stunde Plackerei (man darf die Dünen nur zu Fuß betreten, kann aber mit Hilfe einer 2-Euro-Pfandmünze neben den Parkplätzen, an denen man sein Fahrzeug stehenlassen muss, Karren für das Gepäck ausleihen) thront unser Zelt endlich mitten auf einer wunderschönen Düne.

Ich finde es toll hier und verbringe gleich mehrere Minuten damit, meine nackten Zehen in den Sand zu bohren und in Kindheitserinnerungen zu schwelgen. In kürzester Zeit bilden sich durch den ständigen (und herrlich erfrischenden) Wind auch schon die ersten Sandhäufchen im Vorzelt, doch das macht nichts, das muss so sein. Das schütteln wir hinterher einfach alles wieder raus.

Stromkästen gibt es hier keine – die Dünen verändern ständig ihre Form, Elektroinstallationen lassen sich hier einfach nicht sicher realisieren -, aber dadurch kommt unsere Super-Powerbank auch einmal zum Einsatz. Für Handys und EBook-Reader reicht das allemal, mehr brauchen wir nicht. Und nachts ist es – wegen der fehlenden Beleuchtung – richtig schön dunkel auf den Dünen. Besser kann man kaum (legal) zelten!

Tja, und was nun folgt, ist eineinhalb Tage reinste Erholung. Schlendern am Strand, ein Fahrradausflug in den Ort (Leihfahrräder gibt es auf dem Campingplatz, Tagesgebühr 7,50 Euro pro Fahrrad), wiederholte Besuche an der Campingplatz-Eisdiele, der Genuss von super-frischem Matjes mit Bratkartoffeln – und einfach nur die Seele baumeln lassen und den Möwen bei ihrem Gezanke zusehen und -hören. Sommerfeeling pur und für mich eine Reise zurück in meine Kindheit. Auch Marvin muss zugeben, dass die Dünen ihren ganz eigenen Reiz besitzen, und ist ebenfalls begeistert von diesem schönen Fleckchen Erde.

Routenüberblick

Datum: 26. und 27. Juni 2018
Schwierigkeitsgrad: sehr leicht – gerade, gut ausgebaute Straßen
Länge: 220 km, ca. 4 h
Eindrücke: Die Strecke ist eher unspektakulär – Perow und die Dünenlandschaft sind dafür wirklich wunderschön