Bonifacio bis Ghisonaccia – Über den Col de Bavella zum Badestrand

Unsere letzten beiden Nächte auf Korsika wollen wir auf einem Luxuscampingplatz an der Ostküste verbringen. Der Weg dorthin führt uns über den Col de Bavella, der nicht umsonst zu den landschaftlich schönsten Routen der Insel zählt.

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Nach einer erholsamen Nacht (trotz der Nähe unseres Zeltplatzes zur Hauptstraße war es nicht übermäßig laut) packen wir und widmen uns anschließend unserem Frühstück. Dieses Mal sind keine Croissants dabei! Wir bekommen dafür zwar doppelt so viel Baguette, doch das tröstet mich nur bedingt – ich mag diese in Butter getränkten Knusperdinger einfach zu gerne. Trotzdem schmeckt es auch so wieder sehr gut.

Im Anschluss schwingen wir uns wie üblich gleich auf die Motorräder. Heute ist unser letzter „echter“ Fahrtag auf Korsika – morgen wollen wir einen reinen Badetag einlegen und übermorgen geht es nur noch zu Fähre – und wir haben uns ein besonderes Highlight für den Schluss aufgehoben: den Col de Bavella.

Durch das Alta Rocca

Die ersten 25 Kilometer bis Porto Vecchio düsen wir auf schnurgerader Schnellstraße dahin. Bis hierhin kein besonderes Erlebnis. Aber dann führt uns die Route von der Küste weg nach Westen, Richtung Zonza – und mit jedem Höhenmeter steigt auch unsere Begeisterung. Das Gebiet, durch das wir fahren, nennt sich „Alta Rocca“ (was soviel wie „Hoher Fels“ bedeutet) und ist einfach nur wunderschön. Die Fahrbahn ist eher schmal und sehr kurvig, aber nicht übermäßig schwer zu fahren, denn sie befindet sich in einwandfreiem Zustand. Zudem sind wir fast allein unterwegs. Was auch gut ist, denn es gibt viel zu sehen und wir nutzen jede Gelegenheit um (teilweise recht abrupt) stehen zu bleiben und die Umgebung zu bewundern.

Zuerst schlängelt sich die Straße an der dem Meer zugewandten Seite den Berg hinauf und gewährt so immer wieder fantastische Blicke auf die Bucht von Porto Vecchio. Von hier oben erkennt man gut, warum dieser Teil der Küste so gerne mit der Karibik verglichen wird. Marvin und ich nehmen uns fest vor, auch hier einmal einen Badestopp einzulegen, falls wir mal wieder nach Korsika kommen sollten (was angesichts der Schönheit dieser Insel gar nicht so unwahrscheinlich ist).

Bald schon ändert sich die Szenerie. Wir erreichen eine Art hügeliger Hochebene, mit tollen Bergmassiven im Hintergrund, malerisch eingestreuten Felshaufen neben der Straße und geradezu kitschig ruhigen und friedvoll daliegenden Bergseen. Wahnsinn, ist das hier hübsch – schnell absteigen und Selfies machen!

Ungefähr nach der Hälfte der heutigen Strecke erreichen wir Zonza, ein malerisches Dörfchen mit vielen korsika-typischen Häusern aus hellem Stein. Wir überlegen kurz, ob wir hier eine Pause einlegen wollen, entscheiden uns dann aber doch dafür, lieber noch die knapp 10 km bis zum Col de Bavella zu fahren. Der Weg führt zuerst weiter über die Hochebene, im Hintergrund sieht man bereits die berühmten Felszacken des Bavella-Massivs. Dann noch ein wenig am Hang entlang in die Höhe und schon sind wir da.

Auf der Passhöhe

Den Pass selbst kann man kaum verfehlen. All die anderen Verkehrsteilnehmer, die wir auf der bisherigen Strecke (zum Glück) kaum zu Gesicht bekommen haben, versammeln sich scheinbar hier. Wir schließen uns der Horde an, parken unsere Motorräder, erkunden den Pass ein paar Minuten zu Fuß (man muss ja nicht übertreiben) und lassen uns schließlich auf der Terrasse des Pass-Restaurants nieder. Trotz der einzigartigen Lage und des spektakulären Ausblicks ist das Angebot nicht überteuert. Für ein (sehr leckeres) Crepe mit Schokoladencreme zahle ich gerade mal knapp 5 Euro, Marvins obligatorische Carbonara kostet 9 Euro und schmeckt ebenfalls super. Das finden wir absolut angemessen.

Nach dieser Pause geht es nur noch bergab – höhentechnisch, aber nicht, was die Aussicht betrifft. Die Route führt uns auf erneut sehr kurviger, aber nach wie vor gut fahrbarer Straße durch Wald- und Felsgebiet nach unten. Immer wieder öffnen sich die Baumreihen und wir erhaschen fantastische Ausblicke auf die uns umgebende Gebirgskulisse. Diese Strecke sollte wirklich jeder, der auf Korsika mit dem Motorrad unterwegs ist, einmal fahren. Uneingeschränkt empfehlenswert!

Auf dieser Seite des Passes ist die Verkehrsdichte allerdings ein klein wenig höher und es kann vorkommen (so wie bei uns), dass man über längere Strecken ein Wohnmobil vor sich hat, das man nicht überholen kann (oder will). Je weiter wir nach unten kommen, umso heißer wird es auch, so dass wir schließlich doch aufatmen, als wir endlich – nach einer letzten Kurve – auf das Meer hinausblicken können.

Feriendorf mit Luxus-Strand

Jetzt ist es nicht mehr weit bis zu dem von uns ausgesuchten Luxus-Campingplatz Arinella Bianca. Noch ein paar Kilometer auf der Schnellstraße (Huh, endlich wieder erfrischender Fahrtwind!) und wir erreichen Ghisonaccia. Nach einem Hinweisschild, das uns zu dem Campingplatz führt, suchen wir allerdings vergeblich. Nun gut, wir haben ja die Adresse und vertrauen darauf, dass unser Navi heute keinen Unfug macht. Je weiter wir in die vermeindliche Einsamkeit fahren, umso unsicherer werden wir uns diesbezüglich jedoch. Wo soll sich hier, wo doch eigentlich nichts ist, ein Feriendorf verbergen?

Wir sind kurz davor umzudrehen, als wir schließlich doch die (pompösen) Tore des Platzes erreichen. Wow! Genauso beeindruckend wie der Eingangsbereich sind aber auch die Preise (wir zahlen 115,00 Euro für zwei Nächte … der mit Abstand teuerste Platz auf Korsika, was wir aber schon vorher gewusst haben), dafür ist der Service sehr gut. Nachdem wir uns einen Platz ausgesucht haben, sorgt die nette (und fließend Deutsch sprechende) Dame an der Rezeption z.B. dafür, dass einer der Angestellten uns mit seinem Wagen eine Leih-Kabeltrommel für unseren Stromanschluss direkt an den Stellplatz bringt, damit wir das Ding nicht tragen müssen. Sehr nett!

Bei einem späteren Gespräch mit unserem Platznachbarn erhalten wir einen guten Tipp: Als Mitglied bei ASCI erhält man wohl teilweise sehr starke Nachlässe bei vielen Campingplätzen (wenn auch manchmal mit kleinen Einschränkungen). Mit so einer Karte hätten wir hier nur knapp 20 Euro pro Nacht gezahlt, dafür aber nicht alle Poolanlagen benutzen dürfen (was in unserem Fall – siehe etwas weiter unten – jedoch auch egal gewesen wäre).

Nun, jetzt haben wir den normalen Preis gezahlt, was uns auch nicht wirklich etwas ausmacht. Der Platz lässt nämlich keine Wünsche offen. Es gibt zwei riesige, ansprechend gestaltete Poolanlagen (eine davon ist nur für Erwachsene und entsprechend weniger stark frequentiert und deutlich ruhiger), einen großen, überdachten Bereich mit Restaurant (mit günstigem, qualitativ hochwertigem Essen und sehr großen Portionen), Café, Supermarkt, Sportbereich (man kann kostenlos an diversen Sportstunden teilnehmen) sowie einer Bühne für das Abendprogramm (welches zum Glück nicht aufdringlich laut ist). Und gleich dahinter befindet sich ein herrlicher Strand, sehr breit, gepflegt, mit weichem Sand, perfekter Wassertemperatur und Blick auf das Bavella-Massiv in der Ferne. Wie gemacht für unseren Pausentag!

Ein Badeshort-Problem

Auf eine französische Besonderheit, die uns bisher verborgen geblieben ist, stoßen wir hier allerdings: Badeshorts sind an den Pools verboten. Wir erfahren, dass das anscheinend für ganz Frankreich gilt und es dafür gleich mehrere Gründe gibt. Zum einen hygienische (speziell jüngere Leute tragen die Shorts wohl den ganzen Tag, quasi als Hosenersatz, und bringen so unnötige viel Schweiß und Staub ins Wasser), dann befindet sich in den Taschen, die solche Shorts oft haben, recht häufig Sand, welcher dann ebenfalls in die Pools gelangt (insbesondere, wenn zwischen Strand und Poolanlage gewechselt wird), und zu guter Letzt saugt die hohe Stoffmenge wohl beim Verlassen merklich mehr Wasser aus den Pools, die dann häufiger nachgefüllt werden müssen.

Nun gut, das mag alles stimmen, ist für uns aber blöd. Marvin hat nämlich nur seine Badeshort dabei (und keine Lust, sich jetzt noch eine extra-enge, taschenlose Hose zu kaufen, auch wenn diese massenweise im Campingplatz-Markt angeboten werden). Also passen wir einen Moment ab, an dem der Bademeister in eine andere Richtung guckt, um dann schnell ins Wasser zu huschen (wissen wir doch, dass Marvin die Hose nicht vollgeschwitzt hat und auch keinen Sand in den Taschen bunkert). Wir ernten anschließend zwar ein paar misstrauische Blicke vom Bademeister, sagen tut er aber nichts. Trotzdem ist das Plantschen dadurch – trotz der schönen Anlage – nicht allzu entspannt und wir entscheiden uns danach lieber wieder für den Strand.

Faulenzen hoch drei

Ungeachtet dieser kleinen Einschränkung genießen wir unsere letzten Tage auf Korsika in dieser herrlichen Umgebung. Wir baden, faulenzen, essen und lassen es uns einfach nur gutgehen. Insbesondere das Schwimmen im Meer am frühen Morgen, wenn der Strand noch ruhig ist und das Wasser klar und kühl, bleibt uns in besonderer Erinnerung … was für eine wundervolle Insel!

 

Routenüberblick

Datum: 3. Juli 2017
Schwierigkeitsgrad: mittelschwer – teilweise enge und kurvige Fahrbahn, aber kaum Verkehr, daher sehr entspannt
Länge: 126 km, knapp 3 h Fahrzeit – unbedingt ausreichend Zeit für Pausen einplanen, es gibt viel zu sehen
Eindrücke: Kaum zu glauben, aber Korsika konnte sich tatsächlich noch mal steigern!