Gol bis Eda – Ab nach Schweden

Heute verlassen wir Norwegen und reisen weiter zum schwedischen Nachbarn. Was (und wer) uns auf dem Weg so alles begegnet, erzähle ich hier.

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Wie war das mit der Hitze Italiens? Wollten wir ihr nicht entfliehen und haben deswegen ein nördliches Urlaubsziel gewählt? Nun, scheinbar hat uns das nichts genützt, denn bereits kurz nach dem Frühstück erreichen die Temperaturen schon fast wieder die 30-Grad-Grenze.

Weil wir jetzt auch schon kräftig schwitzen, planen wir unsere Route kurzfristig um. Ursprünglich wollten wir bis nach Torsby (ca. 350 km entfernt), suchen jetzt aber auf der Karte nach einem etwas näher gelegenen Ziel in Schweden – und wählen schließlich Charlottenberg aus. Dort sind gleich mehrere Campingplätze eingezeichnet, einer davon wird uns doch wohl hoffentlich aufnehmen!

Ehe es noch heißer wird, packen wir unsere Sachen und düsen los. Weiter geht’s Richtung Süden, über die von der norwegischen Tourismusindustrie übrigens als Abenteuerstraße bezeichnete Strecke. Sie schlängelt sich idyllisch durch ein Flusstal, der Zustand ist durchgehend gut bis sehr gut und wir kommen entsprechend zügig voran.

Begegnung der östlichen Art

Knapp 50 km nach Gol steht eine große Bärenfigur neben einem Einkaufscenter, hier um die Ecke befindet sich der Eingang zum Bärenpark Bjørneparken. Wir halten am Straßenrand und beratschlagen, ob wir nicht Zeit für einen Besuch haben, entscheiden uns dann aber doch dagegen. Das passt nicht mehr in den Tagesplan. Nur schnell durch den Park hetzen will man ja auch nicht – und mehr wäre leider nicht drin. Also weiter!

Wir sind gerade im Begriff, wieder Gas zu geben, als Marvin ein seltsames Schauspiel rechts im Hintergrund bemerkt: Viele kleine Figuren wuseln durch etwas Lilafarbenes. Was ist da los?

Neugierig geworden lenken wir unsere Motorräder dorthin – und erkennen, dass es sich dabei um eine Horde asiatischer Touristen handelt, die sich begeistert gegenseitig in einem Feld blühender Lupinen ablichtet. Wir steigen von den Mopeds ab, stellen uns unauffällig zwischen die Blumen und beobachten leicht belustigt das muntere Treiben.

Als wir ein paar Minuten später wieder zu unseren Bikes zurückkehren, müssen wir feststellen, dass einige der Touristen diese schon als neues Fotomotiv in Beschlag genommen haben. Fröhlich und völlig ohne Scheu begrüßen sie uns und knipsen weiter. Unter viel Lachen und Hallo traut sich einer von ihnen sogar, Marvins Helm aufzusetzen, um sich besonders heldenhaft in Pose zu werfen. Ein ausgesprochen nettes Zwischenspiel :-).

Sonnenbrand und rote Augen

Mit einem breiten Grinsen im Gesicht fahren wir schließlich weiter. Die Landschaft wird nun zunehmend flacher und weitläufiger, die Straßen entsprechend gerader und breiter. Weil weder Bäume noch Felsen Schatten spenden, schwitzen wir immer mehr und Marvin hat zu allem Überfluss auch noch einen kräftigen Sonnenbrand auf der Nase. Bei unserer nächsten Tankpause kaufen wir daher eine Sonnencreme (die hatten wir nämlich nicht eingepackt – wozu auch^^), und verteilen sie großzügig in unseren Gesichtern.

In Marvins Fall wohl etwas zu großzügig, denn eine halbe Stunde später müssen wir einen Not-Stopp einlegen, weil ihm die Creme in die Augen geflossen ist, höllisch brennt und er kaum noch etwas sehen kann. Glücklicherweise habe ich meine Augentropfen parat (die habe ich immer dabei, weil die leichte Zugluft im Helm meine Augen gerne austrocknet) und er kann seine Augen damit spülen. Ein paar Minuten später ist – von einer deutlichen Rötung der Augen abgesehen – alles wieder in Ordnung. Gott sei Dank!

Abgesehen von dieser eher nicht so schönen Unterbrechung verläuft der Rest der Etappe störungsfrei. Für eine ganze Weile fahren wir relativ nah zu Oslo, weshalb die Verkehrsdichte auch deutlich zunimmt und die Umgebung zudem etwas an Reiz verliert. Weil wir jetzt aber weniger Wert auf landschaftliche Schönheit, sondern eher auf den kürzesten Weg legen, stört uns das nicht. Wir kommen trotz der vielen Autos sehr gut voran. Allerdings sind wir froh um unser Navi – ohne dessen hilfreiche Richtungshinweise wären wir in den zahlreichen Kreisverkehren auf der Strecke wahrscheinlich hoffnungslos verloren gewesen.

Bereits am frühen Nachmittag überqueren wir die norwegisch-schwedische Grenze – fast ohne es zu merken, Grenzkontrollen finden nämlich keine statt. Wechselstuben oder schwedische Geldautomaten finden wir ebenso wenig, weshalb wir froh sind, bereits vor der Abreise ein paar schwedische Kronen besorgt zu haben. Auch wenn man in Skandinavien so ziemlich alles mit Kreditkarte zahlen kann, fühlen wir uns mit etwas Bargeld im Rucksack doch wohler.

Der erste von uns angepeilte Campingplatz liegt bei Eda, kurz hinter Charlottenberg – und ist so schön, dass wir gar nicht weiter suchen, sondern gleich hier unser Nachtlager aufschlagen. Man begrüßt uns ausgesprochen freundlich und freie Plätze gibt es auch genug. Beim Check-in fällt sofort auf, dass es hier deutlich billiger ist als in Norwegen – daher wohl auch viele Norweger unter den Campinggästen.

Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen am See und genießen hinterher ein (günstiges) Abendessen mit schöner Aussicht im platzeigenen Restaurant. Baden könnte man auch, aber eine erfrischende Dusche und gekühlte Getränke reichen uns. Während der Tag ausklingt, sitzen wir lieber bei guten Büchern und milder Abendluft am Ufer – völlig mückenfrei übrigens, entgegen anderslautender Prognosen unserer ewig pessimistischen Freunde 😉

Routenüberblick

Datum: 2. Juli 2015
Schwierigkeitsgrad: einfach, in der Nähe von Oslo etwas dichterer Verkehr
Dauer: 320 km, ca. 5 h
Eindrücke: nicht so toll wie die Hardangervidda, aber trotzdem schön 🙂