Tokyo – ein letzter Abstecher in die Mega-Stadt

Heute geht es erneut ins Zentrum von Tokyo: Shibuya, Meji-Tempel und Shinjuku lassen uns diese Mega-Stadt ein letztes Mal so richtig erleben. Zur mentalen Erholung besuchen wir auf dem Rückweg noch einen Zen-Schrein.

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Ursprünglich war für heute die Besichtigung der Insel Enoshima geplant. Da wir aber durch Marvins Corona-Erkrankung einen zwar glücklicherweise nur kleinen, aber wichtigen Teil unserer Tokyo-Besichtigung ausfallen lassen mussten, haben wir beschlossen, diesen nun nachzuholen.

Frühstücksfreude

Doch zuerst werden wir gleich nach dem Aufstehen extrem positiv überrascht. Beim Einchecken gestern haben wir angeben müssen, um wieviel Uhr wir denn frühstücken wollen. Bei der Gelegenheit haben wir gefragt, ob es denn möglich wäre, Fisch und Fleisch wegzulassen, weil wir Vegetarier sind (es gibt hier nur ein japanisches Frühstück). Dies wurde bejaht und wir hatten uns auf einen eher simpel gefüllten Teller eingestellt (nur Reis und etwas Gemüse oder so).

Vollkommen baff blicken wir daher auf das Tablett, das uns heute serviert wird. Noch nie haben wir so ein liebevolles, vielseitig zubereitetes und wohlschmeckendes Frühstück in einer Unterkunft bekommen. Das gebratene Gemüse ist der Hammer, die Eier perfekt, das Brot sanft geröstet… hmmm.

Und die Kellnerin kommt kurz darauf noch zu uns und fragt uns nach einem Extra-Wunsch, denn – O-Ton Kellnerin – „das Frühstück würde nicht ihren sonst üblichen Standards entsprechen und sie möchten uns daher noch etwas zusätzlich anbieten“. Wir entscheiden uns beide für ein kühles Getränk, machen aber gleichzeitig klar, dass wir mehr als zufrieden sind mit dem Angebotenen. Was für ein Start in den Tag!

Shibuya – berüchtigte Kreuzung und berühmter Hund

Gutgelaunt und energiegeladen marschieren wir zum Bahnhof und steigen in die Regionalbahn (natürlich in den 1. Klasse-Wagen^^), die direkt zu unserem ersten Ziel, Shibuya, durchfährt. Etwas über eine Stunde später sind wir auch schon da.

Vor unserem Urlaub hatten wir ein wenig Bammel vor der berühmt-berüchtigten Shibuya-Kreuzung, haben wir doch zig Videos gesehen, die zeigen, was für ein Gewusel ausbricht, sobald die Fußgängerampeln auf Grün umschalten. Werden wir uns da zurechtfinden? Oder werden wir gleich vor das nächstbeste Auto rennen?

Nun, als wir dann direkt an dieser Kreuzung stehen, fällt es uns das erste Mal auf: Sobald die Fußgänger*innen über die Straße dürfen, werden ALLE Auto-Ampeln auf Rot geschaltet. Man kann also gefahrlos auch schräg über die Kreuzung laufen. Eigentlich komisch, dass wir das vorher nicht schon bemerkt haben.

Aber bei all den Menschen sieht man ja nix mehr! 😉

Nachdem wir das Spektakel ausreichend beobachtet haben, wenden wir uns dem nächsten Must See an diesem Platz zu: Hatchikos Denkmal. Vermutlich kennt jeder die Geschichte dieses Hundes. Falls nicht, kann man sie hier nachlesen.

Wie wir es inzwischen von Japan gewöhnt sind, herrscht auch dort eine rücksichtsvolle Ordnung. Kein wildes Gedränge um die beste Foto-Perspektive, sondern eine einzelne Schlange, in der man seelenruhig darauf warten kann, bis man selbst mit dem Foto an der Reihe ist. Und die jeweils Nachfolgenden helfen einem selbstverständlich bei einem Gruppenfoto. Ich weiß bereits jetzt, dass ich diese angenehme Disziplin zuhause sehr vermissen werde.

Einige Fotos später überqueren wir schließlich auch (unbeschadet) die Shibuya-Kreuzung und marschieren in Richtung Meiji-Tempel. In den Nebenstraßen fällt uns erneut auf, wie niedrig die Verkehrsdichte in dieser Riesenstadt doch ist. Kaum hat man sich ein paar Meter von den Hauptverkehrswegen entfernt, ist es ruhig und so gut wie gar nicht mehr befahren. Ich mag das sehr.

Schwammkuchen warm im Park

Hier entdecken wir auch einen Stand, der frischen Kasutera verkauft. Da unser Frühstück nun doch schon eine Weile her ist, ist es die Gelegenheit, diesen besonders fluffigen Kuchen endlich auch noch zu probieren. Interessant finde ich, dass die Verkäuferin den Kuchen aufwärmt, ehe sie uns unsere Stücke gibt. Bisher habe ich nicht gewusst, dass man ihn anscheinend warm genießt.

In einem nahegelegenen Park entdecken wir mehrere Tische. Da dort auch andere Menschen essen, gehen wir davon aus, dass es hier erlaubt ist, und testen den Kuchen. Er ist seidenweich und lässt sich wie ein Schwamm zusammendrücken (daher auch der englische Name „Sponge Cake“). Schmecken tut er gut, wenn auch ein wenig langweilig. Wie ein besonders zarter Sandkuchen, nur nicht ganz so trocken und bröselig. Trotzdem habe ich hier in Japan schon deutlich leckerere Kuchen gegessen. Doch das ist unser ganz individueller Geschmack. Perfekt zubereitet ist er definitiv!

Neben den Ess-Tischen hat dieser Park noch eine andere Besonderheit vorzuweisen: Es gibt öffentliche Mülleimer! Inzwischen sind wir so sehr daran gewöhnt, dass es keine gibt (mindestens eine Plastiktüte für anfallenden Müll schleppen wir grundsätzlich mit uns rum), dass es uns extrem auffällt. Und wir gleich mal ein paar Fotos davon machen müssen^^.

Kontrastprogramm Meiji-Tempel

Nach dieser kleinen Pause geht es zu Fuß weiter zu unserem nächsten Ziel, dem Meiji-Tempel. Er liegt zwar mitten in der Großstadt, durch das weitläufige, von riesigen Bäumen bewachsene Gelände drumherum taucht man jedoch sofort ein in eine Oase der Entspannung.

Es verblüfft uns immer wieder aufs Neue, wie groß die Unterschiede zwischen den einzelnen Gebieten dieser Stadt sein können. Auf der einen Seite die neon-grelle Shibuya-Kreuzung mit ihren Wolkenkratzern, den bunten Reklametafeln, den vielen Menschen und den von allen Richtungen auf einen herabschallenden Werbe- und Informations-Durchsagen, auf der anderen Seite – nur wenige Geh-Minuten entfernt – so eine kontemplative Anlage wie diese hier, in der man sofort unwillkürlich durchatmet und ruhiger wird. Faszinierend!

Shinjuku – Katzen und andere Riesenmonster

Kaum haben wir das Tempelgelände durchquert, begrüßt uns auf der anderen Seite auch schon das nächste Neon-Viertel: Shinjuku. Noch mehr Wolkenkratzer, noch mehr Reklame, noch mehr Menschen. Wir finden auch das toll!

Pflichtprogramm ist hier natürlich die 3D-Video-Katze, ebenso wie das Rotlicht- und Kneipenviertel Kabukicho mit dem über alles wachenden Godzilla. In unserem Katzen-Video gewinnt man auch einen guten Eindruck der Geräuschkulisse in diesem Viertel von Tokyo:

Shinjuku-Bahnhof – „The world’s busiest passenger station“

Nachdem wir auch das ausgiebig erkundet haben, steht uns noch ein letzter Härtetest bevor: Der Bahnhof Shinjuku. Mit über drei Millionen Fahrgästen täglich gehort er zu den zehn größten Bahnhöfen der Welt und gilt als der verkehrsreichste.

Während unserer Reiseplanung haben wir ein unterhaltsames Video über einen städtischen Angestellten gesehen, der einzig und alleine dafür da ist, hilflosen Menschen in diesem undurchschaubaren Bahnhofslabyrinth den Weg zu weisen.

Falls man sich also in dem vielstöckigen Gebilde verläuft, genügt es, eine Weile möglichst verwirrt in Richtung einer der zahlreichen Überwachungskameras zu blicken, und schon ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ebendieser Angestellte herbei eilt und fragt, wohin man denn möchte.

Nun, wir sind inzwischen erfahren genug, um uns nicht mehr zu verlaufen. Aber ganz ehrlich, etwas froh bin ich schon um das Wissen, dass im Notfall Hilfe zur Verfügung stünde 🙂

Meigetsu-in – uralter Zen-Garten

Eine Station vor Kamakura-Hauptbahnhof verlassen wir die Regionalbahn wieder. Zur mentalen Erholung nach der optischen und akustischen Dauerberieselung rund um Shinjuku wollen wir noch den fast 900 Jahre alten Zen-Schrein Meigetsu-in besuchen.

Das Gelände schließt um 16 Uhr, wir schaffen es jedoch, um 15 Uhr dort zu sein und haben somit noch eine ausreichende Stunde Zeit, um diese wunderschöne Anlage zu genießen. Auch hier gibt es zusätzlich zur fantastischen Gartengestaltung noch tierische Gesellschaft: Keine Rehe, dafür aber Eichhörnchen, die im Vergleich zu ihren zierlichen deutschen Pendants geradezu riesig erscheinen. Falls jemand die „Squirrels“ aus dem Londoner Hyde Park kennt: Die haben ungefähr die gleiche Größe.

Sie lassen sich zwar nicht füttern (wie die Rehe in Nara und auf Miyajima), sind aber sehr süß anzusehen.

Geistig erholt, aber inzwischen körperlich schon etwas erschöpft machen wir uns im Anschluss langsam auf den Rückweg zu unserer Unterkunft. Auf dem Weg zum Bahnhof geraten wir mitten in eine Gruppe von Schülern, die anscheinend gerade Schulschluss haben. Jetzt, am späten Nachmittag, kurz vor dem Dunkelwerden.

Neugierig schlagen wir im Zug ein paar Infos zum Schulsystem in Japan nach. Tatsächlich dauert ein japanischer Schultag wohl grundsätzlich von 8:00 bis 15:30 Uhr. Es gibt auch einige andere Unterschiede zum deutschen System, die man hier nachlesen kann. Vieles finde ich gut, anderes – wie z.B. der hohe Druck, der auf den Schüler*innen lastet – bedenklich. Wie so oft hat eben alles seine zwei Seiten.

Die (vorerst) letzte Nacht in Japan

Am Bahnhof von Kamakura decken wir uns wieder mit ein paar Leckereien ein und verbringen unseren letzten Urlaubsabend im Good Morning Zaimokuza. Wehmütig blicken wir auf den wunderschönen Sonnenuntergang. Morgen geht unser Flug zurück nachhause.

Zwar freuen wir uns auf unsere Familie, die vertraute Umgebung und den gewohnten Tagesablauf. Wie nach jeder unserer eindrucksintensiven Reisen ist es an der Zeit, in den Alltag zurückzukehren und alles in Ruhe zu verarbeiten. Aber gleichzeitig schnürt es uns den Hals zu bei dem Gedanken, dieses Land mit seinen liebenwürdigen Menschen so bald wieder verlassen zu müssen. Wo wir uns doch gerade erst eingelebt haben…

Überblick

Datum: Freitag, 13. Oktober 2023
Anmerkung: Ich habe die Route als Fahrradtour planen müssen, weil Google bei öffentlichen Verkehrsmitteln keine Mehrfachziele zulässt; eigentlich sind wir das alles natürlich per Bahn gefahren oder zu Fuß gegangen 🙂
Unterkunft: Good Morning Zaimokuza, Bed & Breakfast