Für die letzten beiden Übernachtungen in Japan haben wir uns Kamakura ausgesucht. Nicht nur, weil es sehr nahe bei Tokyo liegt, sondern auch wegen seiner schönen Strände. Als Unterkunft hatten wir ein einfach ausgestattetes, aber geräumiges Zimmer in einem traditionellen Holzhaus/Hostel gebucht – nahe des Ufers, mit einem hübschen japanischen Garten und chilliger Atmosphäre (zumindest den Fotos und Bewertungen nach). Zwei Monate vor unserer Reise bekamen wir die Nachricht, dass die Buchung leider storniert werden muss. Die Unterkunft ist nach einer Inspektion durch die örtliche Baubehörde wegen Baufälligkeit bis auf Weiteres geschlossen worden. Tja.
Eine hektische Suche bei booking.com ergab zuerst nur entweder sehr hässliche oder total überteuerte noch zur Verfügung stehende Übernachtungsmöglichkeiten. Wir waren kurz davor, uns einen anderen Ort für diese letzte Etappe zu suchen, als wir das Bed & Breakfast „Good Morning Zaimokuza“ entdeckten. Ein einziges Zimmer war noch zu haben. Die Fotos, die Lage und der Preis (ziemlich genau 100 Euro pro Nacht – inklusive Frühstück!) überzeugten uns, also haben wir uns das Zimmer schnell reserviert.
Noch mal Glück gehabt! Aber dieses Intermezzo hat uns erneut darin bestätigt, dass es richtig gewesen ist, bereits so weit im Voraus alle Unterkünfte gebucht zu haben.
Abschied von Kyoto
Nach einer erholsamen Nacht und einem kleinen Snack packen wir unsere Sachen zusammen und werfen noch einen letzten Blick auf unser behagliches Mini-Appartement. Kyoto ist für sich genommen bereits eine wunderschöne Stadt, aber diese Unterkunft hat einen nicht unerheblichen Teil dazu beigetragen, dass wir sie nur ungern verlassen.
Jetzt – relativ früh am morgen und zudem in Richtung Bahnhof – ist der Bus eher leer und wir können ihn daher guten Gewissens auch mit unseren ausladenden Rucksäcken benutzen. Die heute zu fahrende Strecke ist die längste unserer Reise.
Zuerst geht es mit dem Schnellzug von Kyoto nach Shin-Yokohama-Station. Für diese fast 400 Kilometer benötigt der Tokaido Shinkansen nicht einmal zwei Stunden. Wieder einmal sind wir beeindruckt von dieser unglaublich komfortablen Art zu reisen.
Erste Klasse im Regionalzug
In Yokohama müssen wir dann umsteigen auf eine regionale JR-Linie. Begeistert entdecken wir, dass es in diesem Zug auch einen Green Car-Bereich gibt, und machen sofort Gebrauch davon. Es dauert nicht lange, bis ein Schaffner kommt und unsere Karten sehen möchte (das erste Mal auf unserer Reise). Und zwar nur unsere – alle anderen (einheimischen) Mitfahrenden werden nicht überprüft. Sobald wir jedoch unsere JR-Pässe mit dem Aufdruck „Green Pass“ vorzeigen, entschuldigt sich der Schaffner wortreich.
Wir haben Verständnis für ihn. Vermutlich kommt es recht häufig vor, dass Touristen die Unterschiede in den Wagenklassen nicht (er-)kennen und sich über die luxuriösen Abteile freuen, ohne zu wissen, dass sie den dafür nötigen Aufschlag nicht bezahlt haben. Schließlich gibt es in den Regionalzügen kein Reservierungssystem. Daher nehmen wir es gerne in Kauf, dass wir nicht nur heute, sondern auch morgen und übermorgen bei jeder Benutzung der Green Cars kontrolliert werden. Dafür sind die Sitze und die Aussicht im oberen Stockwerk dieser zweistöckigen Waggons einfach zu gut 🙂
Eine chillige Strandbar mit Übernachtung
Eine halbe Stunde später hält der Zug auch schon in Kamakura. Es gäbe die Möglichkeit, mit dem Bus zu unserer Unterkunft zu fahren, aber da der Weg nicht allzu weit ist, wählen wir die Fußmarsch-Variante. Auf diese Weise erhalten wir gleich mal einen Eindruck von der Stadt. Wir fühlen uns an italienische Mittelmeer-Städtchen erinnert – nur ohne den Lärm, den chaotischen Verkehr und die unzähligen Menschen. Dafür mit gepflegten Kiefern neben der Straße.
Unsere Unterkunft liegt direkt an der Uferstraße und gleicht eher einer Strandbar, die nebenbei auch Zimmer vermietet. Entsprechend locker ist die Atmosphäre.
Unser Zimmer besteht im Grunde nur aus einem riesigen Doppelbett. Auf der oberen Etage schlafen wir, den Bereich unten nutzen wir für unser Gepäck, um zu snacken oder hin und wieder mal einen Blick in das teilweise ziemlich skurrile japanische Fernsehprogramm zu werfen.
Der Blick aus dem Fenster an der Kopfseite des Bettes ist wunderschön. Einziges Manko: Das Fenster lässt sich nicht öffnen. Damit es nicht zu stickig wird, muss also die am Fußende des Bettes befindliche Klimaanlage die ganze Zeit laufen. Da ich Klimaanlagenluft nicht besonders schätze, stört mich das. Allerdings nicht allzu sehr. Schön ist es hier trotzdem! Es gibt für die wenigen Zimmer zwei Duschen, drei Toiletten und einen Waschbecken-Bereich. Das ist mehr als ausreichend, ich begegne nur selten den anderen Gästen.
Entspannung bei Bubble Tea mit Strandblick
Nachdem wir unser Zimmer bezogen haben, gönnen wir uns erst einmal einen Bubble Tea mit Blick aufs Meer. Das Personal erklärt uns, dass die Bar auch gleichzeitig der Aufenthaltsraum für die Übernachtungsgäste ist. Wir könnten also auch ohne Getränke hier sitzen – machen wir aber nicht. Schließlich sind diese Getränke sehr lecker 🙂
Inzwischen ist es schon später Nachmittag. Für heute haben wir nicht mehr viel geplant. Wir machen uns noch einmal auf den Weg, um ein Restaurant für das Abendessen zu suchen, finden aber nichts Geeignetes. Es gibt zwar durchaus einige Lokale, aber keines davon hat eine ansprechende Auswahl an vegetarischen Gerichten.
Macht nichts, es muss ja nicht jeden Tag ein warmes Abendessen sein. Also füllen wir unsere Vorräte bei einem Bäcker und in einem Konbini am Bahnhof auf und marschieren zurück. Als wir das „Good Morning Zaimokuza“ erreichen, dämmert es bereits rötlich. Schnell laden wir unsere Einkäufe im Zimmer ab und genießen dann in der folgenden Stunde am Strand die wirklich beeindruckenden Lichtstimmungen des malerischen Sonnenuntergangs. Was für ein wunderschöner Ort für die letzte Etappe unserer Reise!
Überblick
Datum: Donnerstag, 12. Oktober 2023
Unterkunft: Good Morning Zaimokuza, Bed & Breakfast