Kyoto: Wandern durch tausend Toriis

Auch unser heutiges Programm ist straff: Zuerst erklimmen wir den Berg Inari, danach geht es weiter zum eher beschaulichen Kodaiji-Tempel. Im Anschluss treiben wir uns bis zum Sonnenuntergang in der Innenstadt von Kyoto herum, um das Gion-Viertel sowie die schmale Ponto-Cho-Gasse bei Dunkelheit erleben zu können.

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Bei der Planung unseres Aufenthaltes in Kyoto wurde schnell klar, dass wir in der uns zur Verfügung stehenden Zeit niemals alle Tempel uns sonstige Sehenswürdigkeiten besichtigen können. Also haben wir unsere Auswahl anhand der Entfernung zu unserer Unterkunft getroffen. Gestern war es der gleich um die Ecke liegende Kiyomizu-dera, heute besuchen wir einen anderen, ebenfalls recht nahen Schrein.

Orange-rote Wege in den Himmel

Die mit ungeheuer vielen orange-roten Toriis überspannten Wege des Fushimi Inari Taisha kennt vermutlich jeder, der sich schon mit Japan auseinandergesetzt hat. Um dorthin zu gelangen, müssen wir lediglich ein paar Stationen mit der regionalen S-Bahn fahren. Wir brechen trotzdem sofort nach dem Frühstück auf, da wir nicht einordnen können, wie lange wir für die Besichtigung brauchen werden – haben wir uns doch vorgenommen, bis ganz nach oben auf den Berg zu steigen.

Der Treppenweg bis auf die Bergspitze ist in diversen Reisenberichten als recht anstrengend beschrieben. Also stärken wir uns an den zahlreichen Buden vor dem Gelände noch mit einem kleinen Snack, ehe wir die Schreinanlage betreten.

Wie üblich kostet es keinen Eintritt. Und wie ebenfalls üblich ist es bereits recht voll. Ein Foto ohne zig andere Touristen zu machen ist schlicht unmöglich. Je weiter wir nach oben kommen, umso mehr leert sich zwar der Weg, aber trotzdem bleiben genügend Menschen übrig.

Ein besinnlicher Aufstieg

Wir sind mit dabei und finden es wunderschön hier. Die Menschen stapfen atemsparend (also nahezu still) den Berg hinauf, hin und wieder gibt es an Zwischenstationen Möglichkeiten zur Verpflegung, zum Einkauf von Souvenirs, zum Ausruhen oder einfach nur zum Genießen der spektakulären Aussicht über Kyoto.

Der Anstieg ist auch bei weitem nicht so anstrengend, wie von manchen beschrieben. Immer wieder sind zwischen den Treppenstufen längere Passagen mit nur mäßiger Steigung, so dass man eigentlich ziemlich gut vorankommt.

Der oberste Punkt, den wir nach knapp 40 Minuten Aufstieg erreichen, ist fast ein wenig enttäuschend. Hier gibt es weder einen Imbiss noch eine gute Aussicht, lediglich zahlreiche kleine, leicht durcheinander wirkende Toriis und Mini-Schreine. Trotzdem sind wir stolz auf uns, dass wir es so problemlos bis hierher geschafft haben.

Wir pausieren ein wenig und schlagen nach, durch wie viele Tore wir denn nun gelaufen sind. Die Zahlen schwanken: Insgesamt gibt es hier über 10.000 Toriis, von denen aber nur ein Teil die Wege überspannt. Mindestens 1.000 sind es wohl auf alle Fälle. Schon beeindruckend!

Im Anschluss machen wir uns wieder an den Rückweg. Es handelt sich um einen Rundkurs, bei dem sich die Wege hin und wieder zwar kreuzen, wir aber nur kurze Abschnitte doppelt gehen müssen. Als wir endlich wieder unten sind, ist es Mittag. Knapp zwei Stunden haben wir für die Bergbesteigung samt Pausen benötigt. Das geht ja!

Yasaka-Schrein und Maruyama Park

Wir fahren zurück Richtung Hotel, kaufen auf dem Weg ein bisschen was ein und machen dann eine Mittagspause. Ein Teil unseres Nachmittagsprogramms soll nach dem Dunkelwerden stattfinden, wir wollen daher nicht zu früh aufbrechen. Gegen zwei machen wir uns schließlich auf den Weg, diesmal zu Fuß und in die andere Richtung.

Inzwischen ist uns die Umgebung schon etwas vertraut und ohne große Umwege erreichen wir den Yasaka-Schrein samt direkt dahinterliegendem Maruyama Park. Beides ist sehr hübsch anzuschauen, besonders der fotogene Reiher im Park hat es uns angetan. Allerdings werden wir schon ein wenig mäkelig. Zwar gilt der Schrein als einer der größten, aber mangels Aussicht imponiert er uns weniger, als die beiden bisher besuchten.

Gion-Viertel bei Sonnenschein

Im Anschluss streifen wir durch das Gion-Viertel, auch bekannt als „Geisha-Viertel“. Wir kommen tatsächlich in den Genuss, zwei Geishas auf ihrem Weg zur Arbeit beobachten zu dürfen, machen aber aus Respekt keine Fotos und halten uns auch beim Hingucken sehr zurück.

Leider halten sich nicht alle Touristen daran und inzwischen hat die Stadtverwaltung von Kyoto daraus Konsequenzen gezogen: Seit April 2024 darf das Viertel nicht mehr betreten werden. Ein nachvollziehbarer Schritt, wenn auch schade. Wir sind jedenfalls froh, noch ohne Restriktionen hindurchschlendern zu können.

Beim Verlassen des Viertels stolpern wir zufällig über ein veganes Tempura-Restaurant und nutzen die Gunst der Stunde für das Abendessen. Sehr lecker! Und das Gemüse auf den Punkt genau gegart.

Zeit vertreiben im Zauberstab-Laden

Als letztes Besichtigungsziel haben wir uns für heute die Pontocho-Gasse vorgenommen, eine besonders enge kleine Straße am Westufer des Kamogawa-Flusses, die besonders in den Abendstunden wegen der dann brennenden zahlreichen roten Laternen vor den ebenfalls zahlreichen Essens-Lokalen besonders reizvoll sein soll.

Da es aber noch nicht dunkel ist, durchstöbern wir die danebenliegende weiträumige Einkaufspassage. Wir brauchen schließlich noch ein paar typisch japanische Mitbringsel für zuhause. Wir landen in einem Ess-Stäbchen-Laden und sind verblüfft. Hier gibt es ja tausende von Varianten! Unglaublich, wie unterschiedlich man so dünne Stöckchen gestalten kann. Spontan fühlen wir uns an den Zauberstabladen aus Harry Potter erinnert.

Kaum eine Stunde später haben wir endlich ausreichend Stäbchen ausgewählt und bekommen sie aufwändig eingewickelt von der Verkäuferin überreicht. Um unsere Schätze auch unversehrt nachhause transportieren zu können, kaufen wir in einem Ramschladen noch ein geeignetes Plastikgefäß.

Pontocho und Gion im Dunkeln

Wir belohnen uns für unsere Ausbeute mit einer eisgefüllten Waffel und anschließend ist es endlich düster genug, um Pontocho zu besichtigen. Was soll ich sagen: Es sieht tatsächlich extrem atmosphärisch aus. Das Warten hat sich definitiv gelohnt!

Als zusätzlichen Bonus erleben wir auf dem Rückweg zum Hotel auch noch das Gion-Viertel im Dunkeln, auch das ein weiteres Hightlight. Im Unterschied zu den Tages-Besichtigungszielen ist es hier ganz und gar nicht ausgestorben, sondern sehr lebendig und ebenfalls sehr stimmungsvoll. Was für ein schöner letzter Abend in Kyoto!

Überblick

Datum: Mittwoch, 11. Oktober 2023
Unterkunft: West Japan Kyoto Kiyomizu