Kyoto: Stadt der Kimonos

Eines der größten Highlights unserer Reise haben wir uns für den Schluss aufgehoben: Kyoto, das kulturelle Zentrum Japans. Über 30 Tempel gibt es hier - und einen davon besichtigen wir gleich heute, nämlich den Kiyomizudera.

2x
geteilt

Beim Essen genieße ich meine Lieblings-Schmankerl gerne zuletzt, das erhöht die Vorfreude. Mit einem ganz ähnlichen Gefühl bin ich nun gespannt auf Kyoto. Kann die Stadt uns noch begeistern, nach allem, was wir bereits erlebt haben? So viel sei vorab verraten: Sie kann. Und wie!

Von Kurashiki aus müssen wir zuerst wieder in den Regionalzug und dann in den Shinkansen umsteigen, was, wie üblich, reibungslos funktioniert. Um kurz nach Zwölf erreichen wir den Hauptbahnhof von Kyoto. Übrigens ein sehr beeindruckendes Gebäude (das vom Bahnhof), was uns jedoch erst übermorgen, bei der Abreise, so richtig auffällt. Jetzt gilt es erst einmal den Bus zu unserem Hotel zu finden.

Begehrte Busstrecke

Wir marschieren einmal um den Platz mit den Haltestellen, bis sich unsere böse Ahnung bestätigt: Genau der Bus mit der langen Warteschlange ist der unsrige. Nun gut, damit haben wir im Grunde schon gerechnet.

In einem Artikel über Kyoto habe ich vorab gelesen, dass es derzeit hier große Probleme mit dem öffentlichen Verkehr gibt. Während der Corona-Zeit ist er aus Kostengründen reduziert worden und (mangels Personal, das inzwischen anscheinend woanders untergekommen ist) bis heute noch nicht zu alter Kapazität wiederaufgebaut. Zusammen mit den deutlich gestiegenen Besucherzahlen gibt es dadurch insbesondere auf den Strecken zu den einzelnen Attraktionen der Stadt immer wieder enorme Engpässe.

Die Stadtverwaltung von Kyoto hat deswegen die Touristen gebeten, auf andere Transportmöglichkeiten auszuweichen, besonders wenn sie größeres Gepäck mit sich führen. Aus diesem Grund haben wir unsere Unterkunft nicht allzu weit weg vom Hauptbahnhof gewählt. Knapp drei Kilometer sind es zu Fuß, das schaffen wir auch mit den schweren Rucksäcken.

Das perfekte Hotelzimmer

Vierzig Minuten später stehen wir auch schon an der Rezeption und werden positiv überrascht, als die Hotelangestellte meint, wir könnten bereits jetzt einchecken. Das ist ja super!

Die nächste Überraschung erleben wir, als wir unser Zimmer betreten. Das ist mit Abstand das beste Hotelzimmer, was wir während unserer gesamten Reise bewohnt haben. Nicht nur ist der Schlafraum besonders geräumig, es gibt sogar einen Balkon, eine gut ausgestattete Küche, ein von der Dusche getrenntes WC und eine eigene Waschmaschine. Und das Ganze für lächerliche 60 Euro pro Nacht (für uns beide). Toll!

Die Waschmaschine benötigen wir dringend, um unseren schwindenen Vorrat an sauberer Wäsche noch ein letztes Mal aufzustocken. Doch zuerst haben wir Lust auf Tempel, gewaschen werden kann später. Wir machen uns also nur etwas frisch, dann ziehen wir los.

Eine hohe Kimono-Dichte

Bereits eine Straßenüberquerung später erhöht sich die Menschendichte deutlich. Und – was uns sofort auffällt – auch die Anzahl jener, die in traditionelle Kleidung gehüllt sind. Viele Frauen sind passend geschminkt und frisiert.

Wir entdecken auch einige Läden, die Leih-Kleidung samt Schmink- und Frisurenservice anbieten. Uns persönlich reizt das nicht, aber den Anblick genießen wir sehr. Er erzeugt eine ganz besondere Stimmung, die wir so in keiner von uns bisher besuchten Stadt erlebt haben.

Die Straße führt ein wenig den Hang hinauf und ist gesäumt von besagten Kimono-Komplettpaket-Läden, Souvenirshops, Imbissen und anderen Geschäften. Die Menschen sind fröhlich und die gute Stimmung steckt an. Wir gönnen uns den einen oder anderen Leckerbissen und erreichen schließlich den Eingang zum eigentlichen Tempel.

Kyoto von oben

Die Anlage ist einfach nur wunderschön. Zudem haben wir Glück mit dem Wetter und können einen fantastischen Blick über Kyoto genießen. Ich bin zutiefst beeindruckt und erneut dankbar, dieses wunderbare Land bereisen zu dürfen.

Wir erkunden das Tempelgelände ausgiebig, dann geht es wieder zurück nach unten. Auf der Suche nach einem in HappyCow angezeigten veganen Ramenrestaurant biegen wir rechts ab und kommen so auch durch die Nebengassen des Gebietes, die dank kleiner Treppchen, Kurven und Winkel mindestens genauso attraktiv sind wie der Tempel selbst. Auch hier herrscht eine hohe Kimono-Dichte und dadurch eine fantastisch schöne Atmosphäre.

Zum Abendessen gibt es veganen Ramen

Beim Ramen-Restaurant müssen wir nicht allzu lange anstehen, ehe wir zwei Plätze ergattern. Dabei fällt uns nicht zum ersten Mal auf, dass in Lokalen, die ein vegetarisches oder veganes Angebot haben, überwiegend westliche Gäste sitzen. Anscheinend hat sich dieser Trend hier noch nicht allzu sehr etabliert. Kein Wunder also, dass wir nur eine recht eingeschränkte Auswahl bei entsprechenden Angeboten in den Konbinis haben.

Die Eiersandwiches jedenfalls hängen mir schon langsam zum Hals heraus, daher bin ich froh um die frisch zubereitete und sehr leckere Suppe. Todesmutig bestellen wir dazu zwei fertig gemixte Highballs aus der Dose, die in unserem Fall aus Whisky mit Sodawasser bestehen. Schon nach einem Schluck stelle ich fest, dass mir Whisky nicht mehr schmeckt, und schiebe meinen zu Marvin rüber. Was ihn nach einer Weile ziemlich lustig werden lässt^^

Saubere Wäsche und einsame Gassen

Wieder zurück im Hotel werfe ich zuerst die Wäsche in die Maschine und mich anschließend aufs Bett. Den Rest des Spätnachmittags verbringen wir mit Ausnüchtern (in Marvins Fall), Faulenzen, Lesen und Aufhängen der frischgewaschenen Klamotten.

Marvin zieht es am Abend noch mal nach draußen. Hauptsächlich, um noch etwas einzukaufen, aber gleichzeitig möchte er herausfinden, ob auch hier mit Einbruch der Dunkelheit alles dichtmacht. Und in der Tat, auch die Gassen rund um den Tempel sind nun wie ausgestorben, eine völlig andere Welt. Lediglich einige Reinigungs- und Aufräumkräfte sind noch zu sehen, der Aufgang zum Tempel ist mit Absperrband und Schildern abgeriegelt. Was heute nachmittag noch so einladend, laut und bunt war, ist jetzt ruhig, dunkel und fast ein wenig geheimnisvoll – mit seinem ganz eigenen, besonderen Reiz:

Überblick

Datum: Dienstag, 10. Oktober 2023
Unterkunft: West Japan Kyoto Kiyomizu