Berlin – Ein Tag voller Kontraste

Pompöse Architektur, beeindruckende Mahnmale, freundliche Gelassenheit - und all das bei strahlendem Sonnenschein. Unsere Hauptstadt zeigt die besten ihrer vielen Seiten!

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Während wir wie üblich gemütlich vor dem Zelt frühstücken, telefoniere ich zuerst einmal mit dem hiesigen BMW-Motorradzentrum. Leider ist der zuständige Ansprechpartner gerade nicht im Hause, aber ich schildere kurz unser Problem (Batterie kaputt) und gebe die Daten von Marvins Moped sowie meine Handynummer durch.  Man verspricht uns, so bald wie möglich zurückzurufen.

Trivia am Rande: Obwohl BMW ja eine bayerische Firma ist – wie unschwer am Namen erkennbar – werden die Motorräder in Berlin zusammengebaut. Wir befinden uns also gerade am Geburtsort unserer beiden Maschinen. Na, wenn das kein gutes Omen ist 🙂

Ziel No 1: Das Reichstagsgebäude

Nachdem das soweit erledigt ist, beeilen wir uns, mit dem Frühstück fertigzuwerden. Unser erstes Ziel heute ist das Reichstagsgebäude, hier haben wir schon vor der Reise einen Besichtigungstermin (um 11:30 Uhr) für die Kuppel reserviert. Die Besichtigungen kosten zwar keinen Eintritt, müssen aber vorher angemeldet werden. Da wir mit mindestens einer Stunde Fahrzeit in die Innenstadt rechnen, sollten wir jetzt langsam in die Puschen kommen. Wir räumen also noch schnell auf und machen uns dann auf den Weg zur nahegelegenen Bushaltestelle. Auch hier in Berlin ist die Tageskarte die günstigste Variante für eine Stadtbesichtigung mit den Öffentlichen, wir kaufen also zwei beim Busfahrer und los geht es.

Ich mache den Fehler, mir einen Sitzplatz zu suchen, von dem aus ich nicht so richtig nach draußen sehen kann. Der Busfahrer hat einen recht – nun ja – sportlichen Fahrstil, was zusammen mit den vielen Ampeln, der leicht kurvigen Strecke und der bereits jetzt schon stickigen Hitze meine Tendenz zu Reiseübelkeit kräftig befeuert. Erleichtert stürme ich aus dem Bus, als wir endlich Berlin-Spandau erreichen, und atme erst einmal tief durch. Der Verkehrsmief ist mir dabei egal, Hauptsache, ich behalte meinen Mageninhalt dort, wo er hingehört. Beim Rückweg muss ich mir unbedingt einen besseren Platz suchen. Oder gleich stehenbleiben.

Nach wenigen Minuten geht es mir wieder besser und wir marschieren in den Spandauer Bahnhof. Von hier zum Hauptbahnhof fahren gleich mehrere S-Bahnen und dank den Segnungen der modernen Technik (Google ist hier echt praktisch!) finden wir schnell den richtigen Bahnsteig. Wir liegen gut in der Zeit. Als wir vor dem Reichstagsgebäude ankommen, haben wir noch eine halbe Stunde – und genau jetzt klingelt auch mein Handy und das BMW-Motorradzentrum ruft an. Sie haben eine passende Batterie vorrätig und reservieren sie uns gerne. Na, das klappt ja wie am Schnürchen hier!

Ziel No 2: Der Rest der Stadt

Unser Plan ist es, morgen bei der Weiterfahrt einen Abstecher zum Motorradzentrum zu machen, die Batterie zu kaufen, noch vor Ort zu wechseln und die alte Batterie gleich dort zu lassen. Das scheint uns die beste Lösung zu sein. Wir haben gestern deswegen auch schon unser Werkzeug kontrolliert und natürlich fehlt ein Inbus. Weil mir aber sowieso auch die Häkelwolle knapp wird (ich habe Häkeln als sehr entspannende Tätigkeit abends vor dem Zelt für mich entdeckt), verbinden wir unsere heutige Stadtbesichtigung einfach gleich mit einem kleinen Einkaufsbummel.

Wie schon bei Dresden möchte ich bezüglich der unglaublich vielen Sehenswürdigkeiten in Berlin nicht ins Detail gehen, sondern auch hier nur einen kleinen Ausschnitt unsere Bilder sprechen lassen:

Diese Fotos zeigen nur einen kleinen Teil der von uns besuchten Plätze, aber auch so kann man wohl erahnen, wie viel Berlin für Besucher zu bieten hat. Eine unglaublich vielseitige und beeindruckende Stadt!

Am „Kudamm“ durchsuchen wir gefühlt ein Dutzend Kaufhäuser, die passende Wolle für mich finden wir allerdings nicht. Einen Inbus-Schlüsselsatz hingegen schon, allerdings erst bei einem Baumarkt irgendwo hinten in einer Seitengasse. Der Kurfürstendamm selbst ist wohl zu nobel für solch poplige Ware :).

So langsam kommt bei uns dann allerdings auch die Erschöpfung durch. Es gäbe noch so viel mehr zu sehen und zu entdecken in Berlin – so hätten wir zum Beispiel gerne eine syrische Bäckerei in der Sonnenallee besucht, die für ihre herausragenden Backwaren auch bereits überregional bekannt geworden ist – aber so recht können wir uns dazu nicht mehr aufraffen. Wir beschließen, dass wir für heute genug besichtigt haben, und machen uns auf den Rückweg.

Zurück zum Zeltplatz

In Spandau verpassen wir knapp unseren Bus zum Campingplatz. Das ist DIE Gelegenheit für mich, um noch schnell die berühmte Berliner Currywurst zu probieren. Marvin entscheidet sich lieber für den ebenfalls angebotenen vegetarischen Döner. Das Ergebnis ist ziemlich enttäuschend. Meine Currywurst ist wabbelig und die Sauce fad, Marvins „Veggiedöner“ wiederum ein normaler Döner, bei dem einfach das Fleisch weggelassen wurde – also ein aufgeschnittenes Pitabrot mit etwas Tsatsiki und lieblos reingestopfter Rohkost. Beides keine Highlights. Vermutlich hätte ich keine Currywurst bei einer Dönerbude bestellen sollen – und beim Döner wiederum absichtlich auf das Fleisch zu verzichten, ist scheinbar ein ähnlich unverzeihliches Sakrileg. Nun gut.

Wenigstens gelingt es mir diesmal, im Bus einen Sitz mit guter Sicht zu ergattern, so dass die Currywurst die Fahrt auch am ihr zugedachten Platz überlebt. Wir fahren absichtlich zwei Stationen am Campingplatz vorbei, kaufen in einem angenehm klimatisierten Supermarkt ein paar Knabbereien für den Abend und nehmen dann den nächsten Bus wieder zwei Stationen zurück. Hierbei spielen die Tageskarten ihre Stärke so richtig aus – die Fahrtrichtung und – dauer ist völlig egal.

Am Campingplatz sind inzwischen ein paar weiter Zelte hinzugekommen, die aber zum Glück mit ausreichend Entfernung zu unserem aufgestellt worden sind. Hm. Wann sind wir eigentlich so ungesellig geworden? Egal – Hauptsache, wir haben unsere Ruhe am Abend.

Wir machen es uns mit dem Knabberkram, Häkelzeug und Büchern vor dem Zelt gemütlich und sind gespannt auf morgen. Da geht es nämlich über die Grenze nach Polen, wo uns eine ganz besondere Unterkunft erwartet.